Fair Fashion: Die Liste

Was und wie viel konsumieren wir? Und warum? Welche Verantwortung tragen wir an und in uns? Fair Fashion rückt immer mehr ins Bewusstsein.

Freute man sich in jungen Jahren noch über ein Fünffranken T-Shirt, stellte sich irgendwann auch die Frage, wo das Stück her kommt und vorallem, wieviel für die Arbeit vergütet wurde, ja auch welche Materialien verwendet und wie es gebleicht, gefärbt und hergestellt wurde. Wie sieht es mit den Arbeitsbedingungen aus? Und was steht so ganz grundsätzlich bei einem Label im Vordergrund? Die Wirtschaftlichkeit oder die Umwelt?

Man setzt sich irgendwann mehr mit diesen Dingen auseinander, schärft sein Bewusstsein und je mehr man weiss, desto weniger kompromissbereit wird man. Desto mühsamer wird allerdings auch das Shoppen.

Tiere in der Modeindustrie

Was die Nutzung von Tieren in der Modeindustrie betrifft zum Beispiel, da ist es ähnlich wie beim Fleischkonsum. Massentierhaltung ist furchtbar. Der Umgang oftmals auch. Pelze tragen wir ohnehin nicht. Denkt man. Und dann sieht man im Winter so viele Leute mit ihren Fellkapuzen, achtlos gekauft ohne das Bewusstsein oder das Interesse, dass es sich um Echtpelz handelt. Ohne zu verstehen, was dahinter steckt.

Bei Wolle müsste man ja auch immer genau hinschauen woher die stammt. Am besten hier noch mit etwas Hintergrundinformationen ausgerüstet sein. Merinowolle ist ja zum Beispiel in Verruf geraten. Man müsste nun jedes Schildchen umdrehen und sich schlau machen. Auch wenn die Schafe „nur“ geschoren und nicht getötet werden – die Tierhaltung ist auch da oft ein Problem.

Aber es sind ja nicht nur die herzigen Tiere die betroffen sind. Schlangenleder stammt meist von Schlangen aus Südostasien, die in den Dschungeln gefangen, enthauptet und gehäutet werden. Laut Peta werden die Schlangen auf den Schlangenfarmen bei lebendigem Leib mit Wasser vollgepumpt, damit sich die Haut besser entfernen lässt, worauf die Tiere innerlich zerreissen. In Krokodilfarmen wiederum werden die Tiere in fauligen Tanks und Teichen zusammengepfercht und erschlagen. Das Mitleid hält sich bei solchen Tieren vielerorts in Grenzen, doch es sind letztlich Lebewesen und der Mensch macht mit ihnen was er will, um Geld zu verdienen und ein paar Fashionistas zu beglücken.

Was ist mit Leder? Sollte man hier darauf achten, dass das verwendete Leder wenigstens aus dem europäischen Raum stammt? Und tut es dies dann wirklich? Und ist dies dann tatsächlich ein Garant für ein gutes Gewissen? Reporter haben in italienischen Gerbereien miserable Arbeitsbedingungen aufgedeckt (SRF Link). Wem kann man noch trauen?

Das Leder, also die Tierhaut, muss gegerbt werden, damit sie haltbar wird. Dies geschieht in herkömmlichen Betrieben auf chemische, stark umweltschädigende Art und Weise. Diese ist jedoch günstiger und auch schneller umsetzbar, als die umweltfreundlichere Variante. Daher produzieren die meisten auch so. Für die Arbeiter jedoch hat dies schwere gesundheitliche Auswirkungen, sie tragen bei extrem hohen Temperaturen schwere Tierhäute umher, atmen meist ungeschützt chemische Substanzen ein, die auch die Umwelt schwer belasten. Und die Arbeitsbedingungen sind zum Schreien. Made in Europe ist offenbar nicht immer vorbildlich. Kann man guten Gewissens solche Produkte tragen? Oder soll man das einfach ausblenden? Und was sind die Alternativen?

Leder könnte auch pflanzlich gegerbt werden. Das wäre umweltfreundlicher, dauert aber länger und ist teurer. Diesen Schritt gehen dann wohl nur diejenigen Labels, die nicht nur auf schönwetternachhaltig machen – was heute aus Imagegründen ja viele tun – sondern auch wirklich Wert darauf legen.

Was kann man noch kaufen?

Da stellt sich dann unweigerlich die Frage: Sollte man auf alle Produkte, die Tiere in Mitleidenschaft ziehen, verzichten? Ist vegane Mode besser? Sie wird ohne Tierleid hergestellt, das ist schon mal gut. Aber woraus? Sind diese Materialien tatsächlich besser für die Umwelt? Oder ist dann alles aus Plastik? Wieviel davon ist pflanzlich? Wieviel synthetisch?

Irgendwann wird es schwierig und mühsam mit dem Einkaufen. Wir werden von links und rechts überflutet mit grotesken Nachrichten, Tier-Skandalen und immer wieder neuen Erkenntnissen. Und natürlich spielen eben auch die Arbeitsbedingungen eine sehr grosse Rolle. Irgendwann weiss man gar nicht mehr, was man kaufen kann und soll und was nicht. Was darf man noch unterstützen?

Es ist sicher zu empfehlen, dass man sich grundsätzlich, sei es in der Ernährung, sei es in der Mode, mit möglichst vielen Informationen eindeckt und damit tut, was man selbst für richtig hält. Dass man nicht kopflos einkauft, sondern eine Entscheidung trifft. Ganz bewusst. Wie auch immer die Entscheidung dann ausfällt, das muss jeder selbst wissen.

Wir haben uns zusammengesetzt und ein paar Labels und Shops eruiert, wo wir ein gutes Gefühl haben. Lasst euch inspirieren, klickt euch durch. Hier findet ihr eine kleine Liste (denn wir wissen, da gibt es noch viel mehr) mit zeitlosen, schlichten, sehr hübschen und auch coolen Lieblingsdingen, die ein Leben lang an eurer Seite weilen können.

Fair Fashion: Kleidung

Fotos: Tabea Reusser / Nadja Zimmermann

Jungle Folk

Ein Schweizer Label das auf hohe Qualität, zeitlose und nachhaltige Bekleidung für Frauen setzt. Vielseitig tragbare und klassische Stücke, die in vielen Kombinationen und für verschiedene Gelegenheiten getragen werden können.

Pauline, Gründerin von Jungle Folk, arbeitet direkt mit kleineren Family-Businesses zusammen, wo Know-How und deren ursprünglichen Techniken unterstützt werden. Über ihre Instagram Stories nimmt sie einen mit auf die Reisen auf der Suche nach Bio-Baumwolle, Leine, Seide und Wolle aus recycleten und natürlichen Materialien. Ihre Kollektionen erinnern an das Pure und Sinnvolle. So auch ihre Philosophie: Kleider zu tragen und für immer zu lieben.
https://www.junglefolk.com/shop/

Claudia Nabholz

Die Schweizer Designerin Claudia Nabholz mag es verschiedene Stoffe und Materialien simpel zu kombinieren. Der Anspruch an ihre Kollektionen? Authentisch und individuell mit hoher Qualität und sich weiterentwickelnd. So kreiert und visualisiert sie von den Prints bis zu den Kampagnen-Bildern so vieles wie möglich aus eigener Hand. Jede Kollektion bringt eine neue Herausforderung nämlich jene Menschen mit ihren Stücken zufrieden und glücklich zu machen mit einem Stück, das sie lieben. Claudia designt zeitlose und nachhaltige Kleidung.
https://www.claudianabholz.ch/

Weitere Schweizer Labels zum Entdecken:

Jan n‘ June

Das eco fashion label aus Hamburg für stylische, nachhaltige und bezahlbare Mode. Transparenz vom Einkauf aller Rohstoffe, dem Herstellungsprozess bis zum vollendeten Stück sind für Anna und Jula, den beiden Gründerinnen, wichtig.

In ihrem Buch Minimal Fashion legen die beiden eine sympathische Herangehensweise dar, wie man Schritt für Schritt weg von Fast Fashion zu einer Garderobe, die Spass im Kombinieren gibt, bekommt.

BABÀA

Wo die Wolle die wichtigste Rolle spielt. Ein Fair Fashion Label aus Spanien, das mit Produkten arbeitet, die zu 100% natürlich sind. Das Garn ist weder mit Acrylfasern noch mit anderen synthetischen Fasern gemischt.

Besteht ein Stück aus ausgezeichneter Qualität, bedeutet dies auch, dass die Kleidung länger und wärmer hält. Babàa unterstützt die lokalen Textilanbieter.

Bessere Qualität an Material bedeutet nämlich auch, dass die Kleidung wärmer und länger hält. babaà unterstützt die lokale Textilindustrie und gesponnen wird von spanischen Handwerkenden. Der Loose-Fit-Style von babaà zieht sich durch die gesamte Kollektion.

Weitere Inter-/Nationale Labels zum Entdecken:

RrrEVOLVE

Wer nicht lange rumsuchen möchte, stöbert einfach bei Rrrevolve. Den gibts online oder in echt zweimal in Zürich. Einmal mit Fokus auf Kleidung und Accessoires, einmal mit Fokus auf Wohnen. Dort gibts auch tolle, gestreifte Bettwäsche von LaVie. Oder wunderbare Mode von BeaumontOrganic.

Speziell für Berner haben wir noch einen super Fair Fashion Shop Tipp: https://www.stoor.ch/. Oder für die gesamte Schweiz die Rework-Kollektion bei https://www.rework.ch/.

Stadtlandkind

Fair Fashion gestaltet sich bei Pre-Teenagern etwas schwierig. Erwachsene Kleidung ist zu gross, Kinderkleidung zu klein oder entspricht nicht mehr so ganz dem heranwachsenden Gusto. Für kleinere Kinder und deren Mütter gibt es jedoch allerlei und da bietet vorallem Stadtlandkind eine breite, sehr ansprechende und liebevoll ausgewählte Palette an nachhaltiger Mode, Accessoires und Geschenken.

Liste von Fair Fashion Labels

Fair Fashion: Schuhe & Accessoires

Fair Fashion Taschen und Schuhe
Fotos: Tabea Reusser / Nadja Zimmermann

Sohotree

Zwei Zürcher Brüder mit einem Hang zu Design, Qualität und Nachhaltigkeit wollten Produkte kreieren, die die Umwelt nicht belasten. Leder kam für sie aus ökologischer und ethischer Sicht wegen dessen Herkunft und oftmals auch der Produktion nicht in Frage. So stiessen die Gründer von Sohotree auf ein Material, das weder vom Tier stammt, noch die Umwelt belastet: Apfelleder. Daraus zaubern sie stilvolle Portemonnaies, Necessaires oder auch Laptop-Taschen und Rucksäcke.

Velt

Ein Schweizer und ein Berliner, sowohl Designer und Gestalter, als auch Idealist und Urbanist mit der Gemeinsamkeit: wir lieben Schuhe. Ihre Not als sie älter wurden: keine auffindbaren Schuhe, die sie lieben konnten. Da entstand Velt. Was im Berliner Studio entworfen wird, entsteht in einer Schweizer Manufaktur. Schönes Schuhwerk und inzwischen mit dabei – schöne Accessoires. Beides speziell und einzigartig wie die Menschen, die sie tragen.

Qwstion

Seit 11 Jahre im Business. Das Zürcher Label kreiert wunderbarste, praktische Taschen und Accessoires. Auf Nachhaltigkeit, faire Produktion und natürliche Materialien wird bei Qwstion grossen Wert gelegt. So entwickelten die Macher kürzlich auch das Material Bananatex, ein neuartiges, robustes Gewebe aus Bananenfasern.

Veja

Die Idee hinter ein paar Sneakers von Veja? Mit einem Fuss auf Design stehen und mit dem andern mit sozialer Verantwortung mitgehen. Sneakers, die auch in 10 Jahren mit Stolz und gutem Gewissen tragbar sind. Es gibt sogar Sneakers aus recycelten Plastikflaschen.

Eine Geschichte eines Sneaker-Labels, das nicht aufhört Geschichte weiterzuschreiben. Weil es deren Prozesse und Produkte stetig überdenkt, weiterentwickelt und verbessert. Ein Label, dass über Mund zu Mund-Propaganda so gut funktioniert, dass es das Marketingbudget lieber in die Nachhaltigkeit steckt.

Wado

Superschicke, klassische und unglaublich bequeme Turnschuhe aus Portugal. Pflanzlich gegerbt und nachhaltigst produziert. Für jedes Paar verkaufte Schuhe werden zwei Bäume gepflanzt. Man kann die Schuhe online kaufen, die werden dann nach Bestellungseingang hergestellt, oder man besorgt sich ein fertiges Paar ganz unkompliziert bei Rrrevolve.

Nordgreen Uhren

Zwei dänische Sandkastenfreunde taten sich zusammen und gründeten ein engagiertes Uhrenunternehmen, welches soziale Verantwortung ganz gross schreibt. Mit jeder der verkauften Uhren – allesamt in authentisch skandinavischem und wunderschön schlichtem Design – wird ein bestimmtes Projekt unterstützt. Hier kann der Kaufende wählen. Einen Monat lang Zugang für einen Menschen in der Zentralafrikanischen Republik zu sauberem Wasser, einen Monat lang Bildung für ein Kind in Indien oder die Erhaltung von 50m2 Regenwald in Lateinamerika.

Die Uhren von Nordgreen kann man online im Shop bestellen.

Weitere interessante Labels

Fair Fashion ist zwar teurer, aber das Gute: Es werden dabei meist lokale und kleinere Unternehmungen und DesignerInnen unterstützt und schöner Nebeneffekt: Man kauft weniger, aber wertiger ein. Die Freude an zeitlosen, wertvollen, besonderen Stücken ist in der Regel grösser und hält auch länger an.


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der wunderbaren Bernerin Dby Baumann. Sie beschreibt sich als neugierig, enthusiastisch und spontan. Als Ästhetin, Optimistin, Visionärin und Grüblerin. Sie liebt das Schöne, das Leichte und Freie. Als Bloggerin, Stylistin und Mami von drei Jungs und bald kommenden Twins teilt sie ihre Gedanken und Empfindungen aus Hirn und Herz auf ihrem Blog style by dby

Ihre Blog-Posts sind ehrlich, herzlich und wohl gemeint. Was sie begeistert, darüber schreibt sie. Insbesondere sind dies Themen wie fashion, beauty und lifestyle.

Vor ungefähr zwei Jahren fand für sie ein entscheidender Wandel – ein Umdenken – statt. Die Verantwortung, die sie nicht nur gegenüber ihren Kiddos, sich selbst wie auch ihren Lesenden wahrnehmen möchte, darüber innehält worüber und über wen sie schreibt. Klares Ziel: einen sinnvollen und verantwortungsvollen Nutzen, hinter dem sie voll und ganz stehen kann, weitergeben.

Der erste Schritt war das Abbestellen aller Fast Fashion Newsletter und vermeiden von Besuchen in ebensolchen Ketten. Es ist ein on going Prozess, den sie aber nicht als Verzicht, sondern vielmehr als Bereicherung empfindet.

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4 Kommentare

  • Raffaella Vanoli 4. Juli 2019   Reply

    https://www.wearezrcl.com/

    Streetwear ohne Geheinisse
    Kilian wiget hat seinen job aufgeben und sein eigenes faires label gegründet. Coole sache.
    Hätte es verdient eine werbeplattform bei dir zu bekommen!! 😉

    Liebe Grüsse

  • Bettina 4. Juli 2019   Reply

    Wenn man dick ist, kann man nicht immer auf dolche sachen achten. Ich bestelle oft bei gudrun sjöden, denn die haben auch sachen für grosse grössen. Die achten auf fair produziert, biobaumwolle und chlorfrei gebleicht. Ansonsten ist es halt auch mal ulla popken oder happy size.

  • Corina 4. Juli 2019   Reply

    Finde deinen Blog und die Art, wie du schreibst, ganz toll, Nadja, vor allem auch solche Beträge wie dieser hier zur Fair Fashion! Hab mich da gleich mal durch die verschiedenen Links geklickt, die ihr hier aufgeführt habt. Gwundrig wäre ich jetzt noch, woher denn die Kleider auf den beiden Bildern unten links beim Abschnitt über die Kleidung sind (Das karierte Kleid und die schwarze Bluse mit Rock). Die gefallen mir besonders gut, habe sie aber gerade nicht auf den verschiedenen Webseiten entdeckt.
    Ich schaue übrigens selber auch immer mal wieder bei HessNatur vorbei und habe mir gerade zum ersten Mal Bademode von Pura Clothing bestellt – auch eine hübsche Schweizer Webseite.

    • Nadja Zimmermann 4. Juli 2019   Reply

      Hi Corina. Vielen Dank für deine lieben Worte! Die freuen mich sehr!! Zu deiner Frage: Das karierte Kleid ist von Emile et Ida, das habe ich von Stadtlandkind.ch – aber ich finde es auf der Seite grad nicht mehr. Vielleicht ist es ausverkauft. Bezüglich dem Kleid von dby frage ich nach und lasse es dich wissen. Herzlich, Nadja.