
Foodstyling Tricks
In den sozialen Medien tummelt sich eine Vielzahl an Essensbildern. Doch nicht alle sehen appetitlich aus. Hier sind meine ganz persönlichen 7 Gebote, wie das Essen auf den Fotos schön zur Geltung kommt.
Im Rahmen von FOOD ZURICH veranstaltete der Lieferservice eat.ch diese Woche einen Workshop um zu veranschaulichen, dass man auch geliefertes Essen schön inszenieren kann.
Klar, man könnte seine Lieferung direkt aus dem Karton oder dem mitgelieferten Gefäss essen. Muss man aber nicht.
Und hier kamen wir Vier (siehe Bild unten) ins Spiel. Links oben Lifestyle-Bloggerin Sylwina, rechts oben aniahimsa, welche sich auf Instagram und ihrem Blog auch stark mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, links unten die Instagramerin Nadja mit ihrem schönen, bunten Feed mylifeisdelicious und dann noch ich. Das wären dann die Hände rechts unten.
Wir alle Vier beschäftigen uns regelmässig mit dem richtigen in Szene setzen von Essen. Wir alle kochen viel und gern, wir alle betreiben das professionell und wir alle haben unseren ganz eigenen Stil, legen Wert auf unterschiedliche Dinge bei der Inszenierung. Somit war der Workshop nicht nur für die Teilnehmenden aufschlussreich, sondern auch für uns Vier sehr inspirierend.
Jede Einzelne von uns kriegte sechs Menüs und drei Drinks zum Gestalten. Alle geliefert von Stripped Pizza, Beetnut und HeyLife. Innert Kürze verwandelte sich unsere Arbeitsfläche in ein Chaos. Wir hantierten wild und konzentriert mit zahlreichen Zutaten, Hintergründen, Tellern, Schalen und Kräutern und Gewürzen. Und am Ende sah jede Kreation völlig anders aus.
Zum Beispiel das Dessert. Bestehend aus einem Brownie, einem Schoko-Bananenbrot und Eis. Geschmacklich identisch, aber optisch völlig unterschiedlich.
Oben links wurde das Eis hübsch in einem Glas angerichtet. Rechts oben die Brownies zerpflückt und frische Bananen fürs Brot angebraten. Und unten meine simple Version. Ich habe die gelieferten Zutaten mehr oder weniger so belassen, wie sie angeliefert kamen, aber mit Schokoladensauce gespielt, etwas Schokolade zerbröckelt und das Brot mit frischen Bananen belegt.
Natürlich muss man sich jetzt nicht bei jedem Gericht, dass man sich liefern lässt stylingtechnisch ein Bein ausreissen und gefühlte drei Stunden herumexperimentieren bis alle Münder offen stehen. Schliesslich bestellt man sein Essen ja deshalb, weil man möglichst wenig Aufwand betreiben möchte.
Aber nur schon mit ein paar wenigen Handgriffen, wird ein geliefertes Menü optisch zum kleinen Festessen.
Im Workshop haben wir aber auch ganz allgemein und auch auf die Fotografie bezogen unsere Ansichten in Sachen Foodstyling in die Runde gestreut. Wir haben erläutert, wie und womit wir arbeiten, was uns wichtig ist, worauf wir achten und was wir für unser Foodstyling gerne benutzen.
Und hier sind sie, meine 7 Basic-Tipps für schöne, aamächelige Fotos.
FOODFOTOGRAFIE & FOODSTYLING: Meine 7 Gebote
Die Vorbereitung
Schon im Vorfeld überlege ich mir was ich UNGEFÄHR haben möchte. Ich bereite schon mal einen Hintergrund vor, nehme die gewünschten Teller und das Besteck oder eine Auswahl an Textilien zur Hand und lege alles bereit. Zwar kann es sehr gut sein, dass ich – während dem ich fotografiere – manches wieder ändere weil es dann doch nicht passt. Aber ein Grundstock an Material ist sicher schon mal in Griffnähe. Ich bemühe mich also schon mal ein komplettes Set vorzubereiten, bevor das Essen fertig ist, schiesse auch schon mal ein paar Testfotos um Licht und Wirkung zu checken.
Dies tue ich, weil das Essen am Schönsten aussieht, wenn es frisch und noch nicht zusammengefallen ist. Also in den ersten paar Minuten. Und ich in der Regel auch im Sinn habe, es im Anschluss zu Essen. Oder die Kinder schon hungrig neben mir stehen. Da ich mit etwas Vorbereitung relativ zügig vorankomme, schaffe ich das Essen meist noch lauwarm zu servieren. Aber zu heiss essen, soll ja ohnehin ungesund sein.
Im Idealfall muss ich also den fertigen Teller nur noch hinstellen, mache das Finish und alles stimmt so wie es ist.
Als Hinter- oder Untergrund mag ich Holz und Metall sehr gerne. Holz für einen warmen, heimeligen Look. Dabei achte ich darauf, dass das Holz keinen zu starken Gelbstich hat und gerne auch verwittert ist, lebendig wirkt, eine Struktur hat. Sehr schön wirkt auch weisser Marmor. Farblich sind meine Hintergründe nicht knallig, sondern eher schlicht und in Erdtönen gehalten.
Requisiten
Ich besitze Alltagsgeschirr, in 6er- und 8er-Sets. Wie ihr alle auch. Und ich habe Geschirr, Schalen, Gläser, Flaschen, Karaffen und Besteck, die ich nur für Fotos benutze. Ich mag auf Fotos den Vintagelook. Dafür gehe ich immer wieder mal auf Flohmärkten oder in Antiquitätenläden stöbern. Aus meiner Sicht verleihen diese in die Jahre gekommenen Gegenstände dem Bild Charakter. So wie auch ein altes Haus, dass viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Geschichten in vielleicht sogar unterschiedlichen Epochen beheimatet hat, auf mich ganz anders wirkt als ein Neubau.
Zum Look gehören auch Leinentücher, Stoffservietten, Tischtücher. Möglichst uni, ohne Muster, und in gedeckten Farben, so dass sie dem Essen nicht die Show stehlen. Sehr schön wirken auch verschiedene Ebenen, so dass man verschiedene Lagen machen kann, etwas auf eine Platte stellt oder auch nur zerknülltes Backpapier als Unterlage benützt, was dem Bild wiederum eine schöne Struktur verleiht.
Das Licht
Ich arbeite wenn immer möglich mit natürlichem Licht. Gerne in der Nähe eines Fensters. Oder draussen. Ist das Licht zu grell, so benutze ich weisse Leintücher, um das Licht etwas weicher zu machen. Das funktioniert auch gut bei Lampen, wenn dann doch mal kein Tageslicht zur Verfügung steht, da hänge ich die Leintücher einfach drüber. Auch Backpapier eignet sich.
Schwierig ist gelblich-oranges Abendlicht, weil dadurch alles einen goldenen Schimmer abbekommt. Das mag bei Portraitaufnahmen hübsch wirken, beim Essen finde ich das eher weniger. Strahlender Sonnenschein und damit einher gehender Schatten ist fürs Bild ebenso undankbar und daher zu vermeiden. Am schönsten werden meine Bilder wenn es bewölkt ist. Ich bin vermutlich die Einzige die innerlich applaudiert, wenn der Himmel wolkenbedeckt ist.
Ein Reflektor (das kann auch einfach eine weisse Styroporplatte sein) kann dem Motiv zum richtigen Glow verhelfen.
Die Zutaten
Wer frische Zutaten benutzt ist schon mal auf dem richtigen Weg. Angetütschtes oder Lampiges wirkt, wie auch im richtigen Leben, unschön.
Beim Kochten achte ich darauf, dass ich die Zutaten nicht zerkoche, damit sie knackig bleiben und die Farben strahlen.
Wer beim Rüsten noch ein bisschen was für die Garnitur aufhebt, kann damit dem Bild ausserdem noch etwas mehr Leben einhauchen. Ein aufgebrochener Granatapfel, Kakaonibs, Rucola, gehackte Nüsse, halbierte Cherrytomaten.. als wäre man noch nicht ganz fertig.
Die Farben
Mit den Farben spiele ich gern. Ein durch und durch grünes Gericht, mit zahlreichen grünen Zutaten, kann genauso reizvoll sein, wie ein Menü mit Komplementärfarben. Oder alles in Hell. Oder alles in Dunkel. Oder man garniert etwas Dunkles mit etwas Hellem, oder umgekehrt. Da kann man experimentieren. Sich austoben. Steil gehen. Völlig durchdrehen.
Aber nur schon eine Handvoll Johannisbeeren oder grüne Kräuter, Pfeffer oder auch Sesamsamen lassen das Menü frischer und optisch ansprechender wirken. Kleine Farbtupfer haben eine grosse Wirkung.
Weniger ist mehr
Dekotechnisch halte ich mich grundsätzlich eher zurück. Ich benutze selten Dinge oder auch Zutaten, die nicht direkt zum Essen gehören und daher für das Verständnis des Bildes keinen Sinn ergeben. Überhaupt versuche ich, das Bild nicht allzusehr zu überladen, den Fokus auf dem Hauptessen zu halten. Deshalb favorisiere ich auch schlichtes Geschirr. Und ein eher schlichtes Set. Für mich funktioniert das deshalb so gut, weil ich keine kleinen molekularkücheangehauchten Kunstwerke erschaffe, sondern in erster Linie ganz simple Alltagsgerichte in Szene setze.
Fotografie
Der Bildausschnitt kann viel ausrichten. Das schöne arrangierte Motiv kann nicht mehr viel retten, wenn der Blickwinkel nicht stimmt. Ich persönlich mag Top Shots sehr gern. Also Bilder, die von oben gemacht werden. Dabei muss man darauf achten, dass man die Kamera nicht schief, die Linse also genau über seine Kreation hält. Hier gibt es Menüs wo das ganz wunderbar wirkt, aber das gilt nicht für alle Gerichte. Ihr seht ziemlich schnell ob das was wird.
Auch gibt es die Regel des goldenen Schnitts. Der Teller muss nicht zwingend zentral platziert werden. Es wirkt oftmals besser, wenn er sich in einer Ecke befindet oder sogar etwas angeschnitten ist.
Ein Stativ hilft, dass das Bild, auch in hoher Auflösung, scharf bleibt.
So. Dann wünsche ich euch viel Spass beim Stylen und Fotografieren und Experimentieren. Ob ihr nun für ein Foto stylt oder einfach die Platte nett anrichtet. Das Auge isst ja immer fleissig mit und ist niemals satt.
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Essenslieferservice eat.ch entstanden, der diesen Workshop veranstaltet hat um zu zeigen, wie einfach man auch sein geliefertes Essen (wenn gewünscht instagramtauglich) aufpeppen kann.
Hallo Nadja, tolle Tips! Danke!! Auch habe ich gemerkt, dass ich schon vieles richtig mache ?? auf Instagram: graymeetsgreen
Sehr gerne liebe Tonia aka graymeetsgreen :-). Herzlich, Nadja.