
Auszeit in Gstaad
Knutschgrüne Wiesen, Uhren die langsamer ticken, atemberaubende Panoramen, geschichtsreiche Orte und ein bunter Strauss an sportlichen und entspannten Aktivitäten. Gstaad-Idylle pur.
Wenn ich an Gstaad denke, denke ich an High Society, Prominenz, teure Chalets, an Champagner, edle Autos und teure Boutiquen. Und damit liege ich nicht falsch. Gstaad und seine Umgebung sind aber auch ein unheimlich schönes Fleckchen mit flauschig-grünen Wiesen, die sich wie weiche Teppiche über die Hügel ziehen, mit einer Landschaft wie ein Bild aus einem Märchenbuch, das man gar nicht mehr zuklappen möchte. Zwischen blühenden Wiesen und glitzernden Bächen liegen verstreut auch kleine, einfache und traditionelle Chalets, deren Holzbalkone sich unter Geranien biegen, die manchmal auch Strassen zieren.
Gstaad gehört zum Saanenland im Kanton Bern und ist in mehrere charmante Dörfer und Gebiete unterteilt, die wiederum verschiedene Facetten der Region repräsentieren. Saanen, ein unfassbar malerisches Dorf mit historischen Holzhäusern (nach zwei Schritten war ich schockverliebt). Schönried mit seinem gut ausgebauten Ski- und Wandergebiet. Zweisimmen mit seinen vielen Langlaufloipen. Rougement und Château-d’Oex im französischen Teil des Saanenlands, das ich vorallem wegen seiner Ballonfahrten kenne. Lauenen mit seinem berühmten Lauenensee, wo die Natur fröhlich auf einen einprasselt. Ein schöner Ort für alle die gerne ihr Ruhe haben. Oder wie Span dies besingen „dert hinger bim Louenensee / s’het mi packt i ha gspührt / dass I gah mues / eifach furt id Rueh vor Natur.“
Die Region Gstaad bietet eine gute Mischung aus luxuriösen und traditionellen Orten, die je nach Interesse und Stimmung unterschiedliche Erlebnisse bieten – vom Luxus in Gstaad bis zu abgelegenen Wanderwegen in Lauenen, dessen Farbenpracht mich bei unserem Besuch schier umhaute. Besonders jetzt im Herbst.
Und das ist nur ein kleiner Auszug aus den etwa 487 Bildern, die ich während unseres Spaziergangs geschossen habe.
Auch wenn der Winter kommt, gibt es hier Schönes zu sehen. Manchmal ist der See gefroren und lädt zum Schlittschufahren ein. Und manchmal tut es auch einfach nur gut eine Stunde um den See zu laufen. Auch im Schnee.
Schnee ist hier ohnehin gern gesehen. Gesamthaft gibt es in der ganzen Region 200 Pistenkilometer, die man befahren kann. Die meisten im roten und blauen Bereich. Wer noch üben muss, kriegt Hilfe in den vier Skischulen. Auch der Privatunterricht (das überrascht mich nicht) ist hier sehr gut ausgebaut und richtet sich nach den Wünschen des Gastes. Der 1A-Service kommt hier nicht zu kurz.
Langläuferinnen und Langläufer finden ihr Glück bei Lauenen, Schönried-Saanenmöser (mit Nachtloipe) und im grossen Gebiet bei Zweisimmen auf 160 km Langflaufloipen. Und wer lieber die Schneeschuhe umschnallen möchte, kann sich auf ebenfalls 160 km präparierte Winterwanderwege freuen.
Neben einem Sportzentrum mit Hallenbad, Aussenbad, Fitness, Wellness, Curling und Tennis, punktet Gstaad auch als Genussdestination mit seinen zahlreichen Gourmetrestaurants. Und aus kultureller Sicht mit dem bekannten Menuhin Festival, das sich ganz der klassischen Musik widmet und Ende 50er Jahre vom Dirigenten und Geiger, sowie Gstaader Ehrenbürger Yehudi Menuhin ins Leben gerufen wurde. Dieses Jahr fand es zum 68. Mal statt.
Etwas wilder gehts am Slopesound Festival zu und her, das ebenfalls einmal jährlich stattfindet. In Gstaad kann man sich auf den verschiedensten Ebenen vergnügen.
Für die schneefreien Tage stehen wiederum 300 Kilometer Wanderwege zur Verfügung. Gerade für Familien eignet sich hierfür der Hausberg Wispile sehr gut. Mit der Gondel schnell und einfach erreichbar, gibts da oben beim Bergrestaurant einen Streichelzoo mit herzigen Geisslein (in den ich gleich einziehen oder auch einfach ein Geissli mitnehmen wollte), sowie einen grossen Spielplatz. Hier hätten die Kinder beim Spielen eine wunderschöne Aussicht. Aber ich vermute mal, dass sich die Wertschätzung bei den Kleinsten, dass sie hier praktisch in schönstes Bergpanorama rutschen und schaukeln können, vielleicht noch etwas in Grenzen hält. Da zählen wohl einfach die Spielgeräte und davon sind immerhin alle wichtigen vorhanden. Aber wir Erwachsenen denken beim Kaffee trinken nebenan immer wieder mal WOW.
Von hier aus lässt es sich auf einem einfachen Wanderweg über den Bergkamm wandern, von wo aus man rundherum auf die 3000er sieht. Und am Ende am Lauenensee ankommt. Dort könnt ihr dann mit dem Postauto zurück nach Gstaad fahren.
Gstaad – Das Dorf
Wer sein Auto im zentralen Parkhaus parkiert und noch kurz auf die Toilette muss, merkt schnell, dass es hier etwas gediegener zu und her geht, als anderswo. Selbst die Parkhaustoilette sieht tiptop aus. Aber was Anderes könnte sich Gstaad mit seinen illustren Gästen auch gar nicht leisten.
Auch wenn die Welt rund um Gstaad glitzert, bleibt sich das Dorf selbst treu. Hier treffen Kuhglocken und Alpabzüge, Edelboutiquen, Holzhütten und teure Uhrgeschäfte aufeinander. Tradition und Glamour spazieren hier gemeinsam und recht entspannt durch die hübschen Gassen. Zwischen vielen Einheimischen, entdeckt man hier auf der Promenade vielleicht einen Hollywoodstar hinter seiner Sonnenbrille oder in der Apotheke.
Um etwas mehr über das Dorf Gstaad zu erfahren, schlenderten wir mit Anita von Explora Gstaad und ihrem Insiderwissen durch das Dörfchen. Explora Gstaad bietet mit einheimischen Guides allerlei Touren in und rund um Gstaad an. Gstaad ist erst seit 1997 so putzig, vorhin fuhren hier viel zu viele Autos durch. Heute ist Gstaad längst autofrei und die Promenade ruhig und schön. Anita zeigte uns ein Bild, wie die heute Rössligasse in den Sechzigern aussah, damals als sie noch zur Schule ging, da durch laufen musste und immer etwas bangte. Heute ist da alles nur noch friedlich.
Anita hat hier so ziemlich Vieles miterlebt und kann aus erster Hand berichten. Dieses Know-How steigert den Charme von Gstaad natürlich gleich noch etwas mehr. Sie erzählte von Hedi Donizetti, der Besitzerin des Hotels Olden. Sie war auch erste Gemeinderätin von Gstaad, die dafür kämpfte, dass die schönen Chalets erhalten bleiben. Sie war es, die einen Fonds ins Leben gerufen hat, in welchen jeder Steuerzahler jährlich einzahlt. Mit den Einnahmen werden die Bewohnerinnen und Bewohner dabei unterstützt ihre Fassade zu renovieren. Das ist heute noch so. Deshalb ist es hier so schön.
Hedi war es auch, die in ihrem Hotel mit Liz Taylor, Frank Sinatra und Liza Minelli feierte und mit ihnen zusammen im „La Cave“ sang.
Eine andere schöne Gstaader-Geschichte stammt von Julie Andrews. Oscar-Preisträgerin und vielen Kindern als Ur-Mary Poppins bekannt. Auch sie Ehrenbürgerin, offerierte in den Siebzigern allen Chalets Weihnachtslichtlein und zahlte anfangs sogar noch den Strom. Damit sorgte sie, dass die Gstaader Chalets an Weihnachten alle einheitlich beleuchtet sind. Again: Deshalb ist es hier so schön.
Es gibt viele herzerwärmende Geschichten rund um dieses Dorf. Und ganz sicher auch vieles, das unerzählt bleibt.
Saanenland – Fondueland
So vieles was man hier machen könnte. Und es gibt sogar noch mehr. Eine sehr herzige Idee ist die mit dem Fondueland. In den Molkereien können komplett ausgerüstete Fonduerucksäcke bestellt werden, die man abholen und dann im Freien geniessen kann. Während der Wanderung, der Velotour, beim Schneeschuhwandern oder Skifahren. Hierfür stehen in der Umgebung 7 hübsche XXL Caquelons (u.a. auch auf der Wispile) und 2 Hütten bereit, in die man sich setzen (oder sich zu jemandem dazu setzen) und sein Fondue geniessen kann. Im Rucksack ist alles drin, was es braucht. Rechaud, Brennpaste, Zündhölzer, Fonduegabeln, Servietten, Brot, Gewürze und natürlich das Fondue von lokalen Molkereien. Gleiches gibt es mittlerweile auch als Raclette-Version. Wer mag, bestellt auch gleich noch Wein dazu.
Wir waren mit dem Schweizer Skistar und einem der besten Riesenslalomfahrer, Mike von Grünigen, unterwegs. Er arbeitet heute bei Gstaad Tourismus und führt mit viel Herzblut Menschen wie uns durch die schöne Gegend, in der er aufgewachsen ist. Nach unserem schönen Spaziergang um den Lauenensee, schnappten wir unseren Fonduerucksack und assen mittem im Grün unser Fondue.
Gleich unter unserem XXL-Caquelon befand sich die Käsegrotte. Diese ist nicht öffentlich zugänglich. Als Grüppchen kann man sich jedoch in der Molkerei eine Führung buchen lassen. Recht imposant, wenn man so runtersteigt und vor all diesen Käselaibern steht, die wie in einer Kathedrale und bei Kerzenlicht um einen herum bis in die Höhe gelagert sind. Eine sehr schön gemachte, wertvolle Schatzhöhle.

Kost und Logis
Es gibt natürlich zahlreiche Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Zwei möchte ich euch ans Herz legen.
Geschlafen haben wir im Huus Gstaad. Ein sehr geschmackvoll eingerichtetes Design-Hotel etwas ausserhalb, aber nahe von einer Postautohaltestelle. Schon wenn man in die Lobby tritt, wird man mit einem schönen Blick belohnt. Einerseits demjenigen in die wirklich schöne Lobby, anderseits mit dem Blick aus dem Fenster. Idylle auch hier.
Die Zimmer sind ebenso gemütlich und so eingerichtet, dass man noch etwas länger bleiben möchte. Die Hästens-Betten sind so bequem, dass man gerne früh ins Bett geht. Das Restaurant ist top. Die Bar ist es auch. Grosszügig und gut ausgerüstet ist auch der Wellness-Bereich mit Sauna, Dampfbad & Co. Einen Innenpool und ein Gym hat es auch, sowie echt tolle Jugendräume mit allem, was Jugendliche glücklich macht. Für die Kleinsten ist ein Kinderhort da.
Einzig die Tatsache, dass das Personal fast ausschliesslich Englisch spricht, gleichzeitig aber kein Deutsch versteht, mag zu einer internationalen Destination wie Gstaad vielleicht passen, ich selber fand es aber eher befremdend, weil gerade das Schweizerische an einem Ort wie diesem den Charme ausmacht.
Ein kleines Highlight war das Abendessen im hinreissenden Restaurant 16ième in Saanen. Saanen als Dorf an sich ist schon zauberhaft. In dem Moment als wir ankamen aber, färbte sich der Himmel violett und das Dörfchen erschien noch viel surrealer, als es eh schon war.
Und das Essen. DAS ESSEN. Sooo gut. Das Restaurant gemütlich und kuschlig. Die Menükarte vielversprechend. Die kleinen Details, die Oliven mit der Paste auf dem Tisch, die selbstgemachten Grissini. Ein Restaurant voller Charme von A-Z. Wunderbar. Unbedingt hingehen!
Fazit
Das Saanenland, die ganze Region um den mondänen Luxusort Gstaad, ist herrlich idyllisch. Es gibt so vieles was man hier tun kann. Und alles in Schön. Auf dem Weg an den Lauenensee standen selbst in einfachen (sehr schmucken) Dörfern mit Geranien geschmückte Strassenlaternen. Würde man die Schweiz malen wollen, würde man sich hier wohl die nötige Inspiration holen. Egal wohin man guckt, die Chalets, das Grün, die Berge. Als hätte man alles so hingestellt, um uns zu verzaubern. 11’000 Menschen leben hier. Und 11’000 Kühe. Schön ausbalanciert. Wie auch der Luxus und die Tradition. Der Slogan COME UP SLOW DOWN ist gut gewählt. Genau das passiert, wenn man her kommt. Die Zeit vergeht langsamer.
Diese Reise erfolgte auf Einladung und Auftrag von Gstaad Tourismus.
Wow, was für ein inspirierender Beitrag! Gstaad klingt wie ein absoluter Traum für eine Auszeit – genau das Richtige, nachdem wir vor ein paar Tagen einen Ausflug zu einem Schiessstand gemacht haben, was echt Spaß gemacht hat, weil wir ganz viele verschiedene Waffen austesten konnten. Aber nach so viel Adrenalin sehnt man sich auch mal nach einer ruhigeren Atmosphäre. Ein Spaziergang um den Lauenensee oder eine Wanderung in dieser beeindruckenden Bergkulisse klingt einfach perfekt. Vielen Dank für die tollen Eindrücke und die Idee, den hektischen Alltag durch solche Erlebnisse hinter sich zu lassen. 😊