Drei Tage im Drei-Seen-Land

Warum in die Ferne schweifen – Sieh, das Gute liegt so nah. Und zwar rund anderthalb Stunden von Zürich entfernt.

Natürlich waren mir der Neuenburgersee, der Bielersee und der Murtensee ein Begriff. Das hochgelobte Drei-Seen-Land. Doch ich kannte die Gegend nicht wirklich gut. Ich war mal hier, mal dort, aber nirgends richtig. Als mir der Tourismusverband ein Reislein durch diese Gegend vorschlug, sagte ich daher gerne zu.

Wir waren zu Viert. En Famille. Zwei Erwachsene, zwei Kinder. Die Gegend bietet viel. Und natürlich ist es unmöglich innerhalb dreier Tage alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. So beschränkten wir uns auf Dinge, die in dieser kurzen Zeit machbar und für alle Familienmitglieder ansprechend waren.

Tag 1: Von Nidau am Bielersee nach Neuchâtel

Kurz vor Mittag fanden wir uns in Nidau ein. Einem Städtchen unterhalb von Biel. Direkt am hübschen Barkenhafen gelegen, assen wir im Restaurant Péniche bei schönstem Wetter und mit friedvollem Blick auf den Bielersee zu Mittag und kamen erst mal in Ruhe an.

Wir stimmten uns mit Fisch (die Kinder waren happy mit den Chicken Nuggets und Pommes. Surprise, surprise) und hausgemachtem Eistee auf das Drei-Seen-Land ein und besprachen unsere Route.

Am Hafen schwappte bereits etwas Ferienfeeling rüber. Wir brachen aber bereits wieder auf. Einen kurzen Halt machten wir noch beim Erlenwäldli, nur wenige Autominuten entfernt, in Ipsach. Ein zauberhaft idyllischer Ort zum Baden, Spazieren, Grillieren und Verweilen. Ich hätte da gut ein paar Stunden bleiben können.

Dann gings weiter nach Neuchâtel. Dort checkten wir gleich als erstes im Best Western Premier Hotel Beaulac ein. Direkt am See gelegen und nur einen Steinwurf vom historischen Zentrum entfernt. Vom Stil her Typ Businesshotel. Daher nicht umwerfend charmant. Aber ganz ok, und vorallem grossartig gelegen. Wer hier ein paar Tage verbringt und alles in Griffnähe haben möchte, ist hier sicher nicht falsch.

Um das historische Zentrum von Neuchâtel zu erkunden, wagten wir uns an die Schnitzeljagd „Les Chenapans“ (die Schlingel). Am Empfang von Neuchâtel Tourismus, wenige Schritte vom Hotel entfernt, holten wir uns das Schnitzeljagdkit ab (Preis für eine 4-köpfige Familie: CHF 15.-), liessen uns kurz briefen und machten uns dann auf ein paar knifflige Rätsel zu lösen. Und knifflig waren sie in der Tat. Wir sind nicht so die Rätsellöser, haben hier null Erfahrung. Und ja, einige Male irrten wir ratlos umher, waren kurz vorm Aufgeben, als wir dann doch den nächsten Posten fanden. Manchmal waren wir auch wahnsinnig stolz, wenn wir ein besonders schwieriges Rätsel lösen konnten. Und manchmal pfurrten wir uns alle an, weil jeder was anderes behauptete. Es war eine lebhafte Schnitzeljagd.

Obwohl eine Schnitzeljagd nicht unbedingt unsere Meisterdisziplin ist, fand ich diese Art des Städteerkundens sehr ansprechend. Wir liefen die Gassen hin und her, merkten uns Strassennamen und Ecken und prägten uns Gebäude ein. Nach zwei Stunden Schnitzeljagd war mir das ganze historische Zentrum so vertraut, als wäre ich drei Tage da rumgelaufen.

Wer die ganze Schnitzeljagd geschafft hat, wird am Ende bei der Rückgabe des Schnitzeljagdkits mit einem kleinen Geschenk belohnt. Und ja, wir haben es geschafft. Hätten wir selbst nicht gedacht.

Frisch geduscht, gekämmt und hübsch angezogen, spazierten wir schliesslich zum Restaurant Les Bains des Dames (Frauenbadi) am Stadtrand. Hier wo im 19. Jahrhundert Frauen und Kinder badeten, wartete ein Abendessen an wunderbarster Lage auf uns.

Der Blick von den Tischen aus: Fantastisch. Das Essen ebenso. Kreative Küche liebevollst arrangiert.

Tag 2: Von Neuchâtel nach Murten

Nach dem Frühstück im Hotel, mit Blick auf den Hafen, stand der erste Programmpunkt des neuen Tages an. Das Archäologiemuseum Laténium. Auch für Ortsunkundige einfach zu finden, denn direkt beim Hoteleingang stand der erste Wegweiser, der uns dorthin lotsen sollte. Ich erwähnte ja, das Hotel ist äussert gut gelegen. Ebenfalls direkt vor dem Hotel befindet sich auch gleich noch die Velovermietung mit den Velos, die uns dorthin bringen sollten.

Mit der Neuchâtel Tourist Card – die man beim Einchecken kostenlos im Hotel kriegt – kostet das alles nichts. Weder das Laténium, noch die Velovermietung. Also holten wir uns vier Velos und machten uns auf den Weg, wunderbar am See entlang.

Die Fahrt führt auch am hübschen Hauterive-Sandstrand vorbei. Wer im Sommer hier ist und etwas Zeit hat, sollte sich einen Tag dafür freischaufeln.

Nach rund 15 Minuten Fahrt waren wir da. Das Laténium beheimatet einen 3 Hektar grossen Park der anhand von authentischen Nachbauten von Pfahlbausiedlungen einen Einblick in das Leben unserer Vorfahren ermöglicht. Das Museum selbst zeigt wiederum eine Vielzahl faszinierender Fundstücke, deren Ursprünge von der Vorgeschichte bis zu Renaissance reichen. Mehr als 525’000 Fundobjekte befinden sich im Laténium. Die meisten davon stammen aus der Region. Davon wurden 3000 Objekte ausgewählt, welche in Vitrinen in der Daueraustellung gezeigt werden.

Wir betrachteten Knochen, Töpfe, eine Art Vorläufer der Tupperware, Schiffe, Waffen und Ohrringe. Es ist beeindruckend, wenn man sich durch den Kopf gehen lässt, dass genau diese Dinge tatsächlich benutzt wurden. Hier. Vor vielen Jahren. Wenn man sich bewusst macht, dass auch wir irgendwann Vergangenheit sind. Man verdrängt diesen Gedanken ja gerne. Meine Tochter fragte mich, ob wohl auch unsere Sachen mal ausgegraben und an Ausstellungen gezeigt würden. Das hatte ich mir so gar nie überlegt. Ein schauriger Gedanke, irgendwie.

Mit unseren Fahrrädern fuhren wir dann wieder zurück, gaben die Velos an der Station beim Hotel zurück und spazierten daraufhin in die Altstadt für ein kurzes Mittagessen in der stadtbekannten Brasserie Le Cardinal. An der Rue du Seyon gelegen, im Herzen von Neuchâtel. Die unterschiedlich grossen Fenster mit gebeizten Blumenstraussmotiven verraten was einen drinnen erwartet: Ein für die Belle Époque typisch prachtvolles Jugendstildekor. Mit einer Menükarte mit typischen Pariser Brasserie-Gerichten.

 

Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns von Neuchâtel und machten uns auf den Weg nach Murten.

Es dauerte wohl keine 10 Minuten, da hatte ich mich in das zauberhafte kleine Städtchen verliebt.

Murten ist so eine Art Mini-Bern, mit seinen hübschen Lauben. Durch die Überschaubarkeit gar noch ein wenig entspannter und ruhiger, und dies auch noch gepaart mit einem Schuss Westschweizer Leichtigkeit. Ein Lebensgefühl, dass mich augenblicklich erfasste und verzauberte.

Geschlafen haben wir im Hotel Adler. Mittendrin in der Altstadt. Ein unkompliziertes, preiswertes und sehr stilvolles Dreisternhotel auf höchstem Niveau, oberhalb des hoteleigenen Pubs. Wir nächtigten in der Family Suite.

Das Hotel ist steinalt. Es wurde 1396 eröffnet. Da gingen schon einige Leute ein- und aus. Auch Johann Wolfgang von Goethe, der bereits wusste, dass das Gute so nah liegt.

Das Hotel Adler ist Murtens ältestes Gasthaus und stand schon da, als man sich 1476 bei der Schlacht in Murten die Säbel um die Ohren haute.

2018 wurde das Hotel sorgfältig renoviert.

In Murten kann man auch ganz gut einfach nichts tun. In den Tag hineinleben. Im Café J’adore einen Crêpe und einen Eiskaffee zum Frühstück geniessen und dann runter an den See flanieren. Dort im Gras liegen, baden und die Natur bewundern. Dann wieder zurück, duschen, zum Apéro in eine Bar, in einem der herzigen Restaurants zu Abend essen, vielleicht noch einen Film im Open Air Kino schauen und unten am See in der Gelateria Emilia ein gelato verdrücken und den Sonnenuntergang bestaunen. Dann wieder zurück ins Hotel und ein Buch lesen, dass man sich in der herzigen Altstadtbibliothek gekauft hat.

Genau dies habe ich getan. Weil es mir hier so gut gefiel, bin ich nach dem Ausflug zwei Tage später zurückgekehrt und habe Murten ganz genau so vier Tage lang ganz in Ruhe genossen und aufgesogen.

Für unseren Trip en famille, um die Gegend auszukundschaften, waren wir jedoch etwas aktiver. Wir haben ein Pedalo gemietet, wir haben Mini Golf gespielt und haben uns nochmal im Rätsellösen versucht. Hier gibt es den Murten Lions Trail. Das gleiche Prinzip wie bei der Schnitzeljagd in Neuchâtel. In etwa 2 Stunden legt man knapp 4 km zurück und kann dabei die schöne Gegend spielerisch erkunden. Ich muss aber ehrlich sagen, dass wir hier kläglich gescheitert sind. Und wir waren etwas unter Zeitdruck. Denn wir mussten noch ein Schiff erreichen.

Einmal rund um den Murtensee in herrlichen Ein-Einviertelstunden stand noch auf dem Programm. Inklusive Mittagessen auf dem Schiff.

Unsere 24 Stunden in Murten waren dicht gefüllt.

Am Abend spazierten wir rund eine halbe Stunde am wunderschönen See entlang Richtung Camping Muntelier. Vorbei an bezaubernden Häusern und durch kleine Wäldchen.

Im Zentrum des Campings, in einer kleinen Seebar, dem Buvette, lässt es sich gemütlich essen und den Tag direkt am See ausklingen. Da man hier keine Tische reservieren kann, empfiehlt es sich früh zu kommen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall!

Hier gibt es alles, was Kinder auch mögen. Pizza, Pasta oder Gehacktes mit Hörnli. Es gibt Burger, Fisch und Salate.

Die Bar schliesst um 21 Uhr. Das ist früh, aber gut. Denn auf dem Rückweg kann man den atemberaubenden Sonnenuntergang in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit geniessen. So ist dieser Spazierweg hier definitiv auch das Ziel.

Tag 3: Von Murten nach Kerzers

Ich gehöre nicht zu den Frühaufstehern. Mir sagt das nichts. Das Bett ist morgens einfach zu kuschlig. Doch am dritten Tag um 6.53 Uhr weckte mich das goldene Licht des Sonnenaufgangs über der Murtener Altstadt. Und ich war dem goldenen Licht, das mich (so sanft) aus dem Schlaf riss, kein bisschen böse. Zu schön war dieser Anblick. Und ich sehr früh sehr wach.

Gefrühstückt haben wir ein paar Schritte weiter in der Confisierie Monnier. Das grosse Frühstück mit allem drum und dran. Und Süssgebäck für die Kinder von der Theke.

Dann verliessen wir – schweren Herzens – das schöne Murten und machten uns auf den Weg nach Kerzers. Ins Papiliorama.

Das Papiliorama ist das Zuhause von über 1000 kunterbunten Schmetterlingen in einem grossen Tropengarten. Viele einheimische Arten gibt es ausserdem im Chlitierlizäut. Die Schmetterlinge sind somit namensgebend, aber nicht die einzige Attraktion.

Der 1200 m2 grosse Tropengarten Jungle Trek ist eine authentische Nachbildung des Naturschutzreservates in Belize, welches das Papiliorama unterhält. Hier lässt es sich durch einen „echten“ Tropenwald spazieren und 150 Pflanzen- und Tierarten bestaunen. Von der 7 m hohen Panoramabrücke aus, hat man einen schönen Überblick.

Nebst Jungle Trek und Schmetterlingstropengarten, gibts im Papiliorama auch einen grossen Aussenbereich mit ausschliesslich einheimischen Pflanzen um den Besuchern die einheimische Natur und die Bedeutung von intakten Lebensräumen und Artenvielfalt näherzubringen.

Ausserdem gibt es hier einen Naturspielsplatz, das Nocturama, wo man nachtaktive Tiere auch bei Tag beobachten kann und einen Streichelzoo. Hier kann man gut einige Stunden verweilen.


Fazit

Wir haben viel gesehen und viel unternommen in diesen drei Tagen. Die ganze Gegend ist bezaubernd und wir werden definitiv wiederkommen und weiterentdecken. Mein persönliches Highlight war Murten. Das war Liebe auf den ersten Blick und nachdem ich bereits im Anschluss an die Reise für diesen Bericht einige Tage in Murten verbrachte, werde ich bald wiederkommen.

Gerade in diesem Jahr, wo wohl die meisten von uns ihre Sommerferien in der Schweiz verbrachten, zeigte sich einmal mehr, dass man eben nicht weit reisen muss, schon gar nicht im Sommer. Wir haben hier in unserem traumhaft schönen Land alles was es braucht.


Diese Reise machten wir im Auftrag von Jura-3-Lacs-Drei-Seen-Land-Tourismus. Die ganze Reise haben wir in den Instagram-Stories dokumentiert. Diese Story kann in den Highlights nach wie vor eingesehen werden.