
Auszeit im Hotel Saratz, Pontresina
Familienfreundlich, schick und dennoch unkompliziert. Und in einer bezaubernden Region gelegen. Ein Hotelcheck zu Viert.
Ich packte über Pfingsten meine drei Lieben ein und fuhr mit ihnen ins schöne Engadin. Und wir waren, wie an Pfingsten nicht unüblich, nicht die Einzigen mit dieser glorreichen Idee.
Wir standen immer wieder im Stau. Die Fahrt dauerte dementsprechend lange. Aber das Bergpanorama über den Julierpass entschädigt das locker. Und so riefen mein Mann und ich in regelmässigen Abständen „OMG! Lueged mal wie schön!“ in die hinteren Sitzreihen. Was allerdings unkommentiert blieb. Vom Augenrollen mal abgesehen.
Dafür frohlockten sie, als wir dann endlich ankamen. Im Hotel Saratz in Pontresina. Auch weil alle Hunger hatten.
Also schwangen wir uns gleich als Erstes auf die Terrasse des Restaurants Pitschna Scena. Wo die Kleine ganz entzückt einen Kinderburger verdrückte, die Grosse fand, dass sie gerade das beste Ghacktä mit Hörnli ihres Lebens ass, mein Mann beim Anblick seiner Platte innerlich applaudierte und ich mich selig an einer Bündner Gerstensuppe und – ein Must – an knusprigen Süsskartoffelpommes labte.
DAS HOTEL
Das Hotel Saratz hat eine lange Geschichte. Der Gründer Gian Saratz hat sich vor über 150 Jahren erst als Patissier in Europa einen Namen gemacht und dann nach seiner Rückkehr in seinem Haus in Pontresina den Stall zu einer Pension mit Frühstücksservice ausgebaut. Die Pension wurde erweitert. Aus der Pension wurde ein Hotel. Und das Hotel wurde immer grösser.
Heute schafft es das Hotel regelmässig auf renommierte „Best Hotel“-Listen.
Vor rund 20 Jahren kam ein neuer Trakt mit vielen neuen Zimmern dazu. So fasst das Saratz heute fast 100 Zimmer.
Wenn man durch die Drehtüre ins Hotel tritt, liegt somit links ein komplett neuer, schlicht-moderner Teil, rechts der alte, elegante Teil. Alles unter einem Dach. Man kann hier also mühelos von der Vergangenheit ins Jetzt switchen.
63 Zimmer sind im neuen Teil, 30 Zimmer im alten (2007 renoviert), umgeben von diesen zauberhaften Gängen. Hier findet Ihr eine Übersicht aller Zimmer.
Zimmer gibt es, je nach Saison und Personenbelegung zwischen 280.- und 760.- pro Nacht.
Wir hausten in einem Familienzimmer im alten Teil. Wir hatten zwei Räume zur Verfügung, unser Schlafzimmer und das Wohnzimmer mit einem 2er-Bettsofa für die Kinder. Die meisten Zimmer im alten Teil haben allerdings Teppich. Den mag ich nicht so. Aber die Badezimmer sind dafür allesamt hübsch und neu.
Im Hotel kann man aber nicht nur schlafen, sondern auch Golfabschläge üben, Tennis-, Boccia- oder Tischtennisspielen.
Oder durch den 35’000 Quadratmeter grossen Hotelpark spazieren. Im Sommer kann man draussen im grosszügigen Pool baden oder sich ins Pool-Café nebenan setzen und den Leuten zuschauen, wie sie Längen schwimmen.
Im Park hat es ausserdem Sandkasten und Spielgeräte, eine sehr lange Rutsche und der Favorit meiner Kinder: ein Trampolin.
So ein Trampolin finden offensichtlich nicht nur Kinder toll.
DIE KINDER
Die sind hier gut aufgehoben. Im Spielparadies gibt es für Kinder ab 3 Jahren kostenlos diverse Programme wie Basteln, Pizza backen, Stoffe bemalen.
Als wir unseren Veloausflug machen wollten, hielt sich die Motivation unserer Kleinen stark in Grenzen, das Spielparadies war allerdings noch leer. Kurzerhand bot man an der Récéption eine Betreuerin auf, die dann mit unserer Kleinen spielte, bis wir wieder zurück waren.
Das Spielparadies ist auch während der Abendessenszeiten ein Segen. Unsere Kinder sind mit eher wenig Sitzleder ausgestattet, dafür aber mit sehr viel Neugier und dem Wunsch unterwegs immer viele Kinder kennenzulernen. Und so tigerten sie den ganzen Abend zwischen Restaurant und Spielparadies hin und her. Am Ende war es eine ganze Traube Kinder, die umher wandelte.
Wer kleinere Kinder hat, der kann übrigens stundenweise einen Babysitter buchen (für 35.-/Stunde).
Für Teenager gibts den Teeniecorner. Der ist etwas ab vom Schuss, da sind die Heranwachsenden unter sich, zwischen X-Box und Computern und Discokugel und Chillout-Zone. Der Teeniecorner ist in Zusammenarbeit mit der Schule in Pontresina entstanden. Hier waren also echte Teenies am Werk.
DIE RESTAURANTS
Im 140-jährigen Saal befindet sich das prachtvolle Jugendstilrestaurant. Gegenüber ein Essraum mit den noch alten Fenstern und einer herrlichen Aussicht. Dem Charme dieser Räume kann ich mich nur schwer entziehen. Ich könnte stundenlang da sitzen und gucken.
Im Jugendstilrestaurant wird darauf geachtet, dass die Zutaten möglichst aus der Region und von lokalen Lieferanten stammten. Es gilt zu bedenken, dass die Gerichte auf der Karte allesamt klein sind. Mit normalem Hunger sollte man rund 6 Gänge bestellen, so kann man sich quer durch die Karte kosten, was mir persönlich sehr gut passt, da ich mich ohnehin nie entscheiden kann, was ich bestellen soll.
Der Saal wurde nur sanft renoviert und sieht noch fast genauso aus wie früher. Faszinierend! Wer da wohl schon alles gespiesen hat?
Im Saal befindet sich ausserdem morgens bis um 11h (sonntags 12h) auch das Frühstücksbuffet mit vielen Produkten aus der Gegend.
Sehr herzig ist das kleine Kinderbuffet mit Fruchtspiessen, Fruchtsäften, einer Corn Flakes-Auswahl, Aufstrichen und Gebäck. Hier können sich die Kleinen ganz selbstständig eindecken.
Ein Highlight war für uns das Restaurant Pitschna Scena. Dort treffen sich angeblich auch gerne Einheimische und hier finden regelmässig Konzerte statt. Ein Veranstaltungskalender liegt im Hotel auf.
Der Service hier ist hervorragend und persönlich (auch dank dem sympathischen Wiener Kellner), die Küche ausgeklügelt, währschaft, spannend und die Menüs köstlich und mit viel Liebe angerichtet. Das Ambiente ist gemütlich, die Kinder kriegen Malzeug und der Spielplatz ist gleich vor der Tür.
Und während sich mein Mann und die Kinder nach dem Abendessen hübsche, bunte und fancy Drinks an der Cheminée-Bar im Hotel gönnten..
..trank ich mich durch die Teekarte. Ein Tee nach dem andern. Ich hatte Halsschmerzen. Ausgerechnet!
Das tat dem gemütlichen Ambiente jedoch keinen Abbruch. Und einige freie Minuten widmete ich einem Buch. Ein gemütlicher Sessel, das knisternde Feuer, ein Buch und Tee. Es braucht eigentlich wenig, dass ich glücklich bin.
DIE WOHLFÜHLORTE
Ich hab immer den Drang mich in Hotels auch sportlich etwas zu betätigen. Eine Runde Joggen ist immer ganz schön. Aber da meine Ausdauer gerade etwas zu Wünschen übrig lässt (und es in Pontresina früher oder später einfach unangenehm stark bergauf geht), stattete ich dem hauseigenen Fitnesscenter einen Besuch ab.
Eine Handvoll Cardiogeräte, drei Kraftgeräte, ein paar Matten und Hanteln. Klein, aber fein. Von hier aus kann man auch auf den Pool runter blicken oder das Kind im Kinderparadies stalken.
Schwimmen mit herrlicher Aussicht. Das ist was Schönes und das kann man hier wunderbar. Ich wollte den Pool selbst fotografieren, aber weil da ständig halbnackte Menschen rumschwammen, habe ich mir ein Bild vom Hotel ausgeliehen, um euch dennoch etwas zeigen zu können. Das sieht dann dort, wenn alle weg sind, so aus.
Im Hallenbad befinden sich zudem noch einige Wasserspielsachen. Man muss also nicht zwingend das ganze Plantscharsenal von zuhause mitbringen. Kinder haben allerdings nur bis 18.30h Zutritt (die sollten ja dann eigentlich eh langsam mal Essen gehen). Später dürfen dann nur die Grossen rein und der Lärmpegel sinkt dann wieder auf ein angenehmes Niveau.
Gleich nebenan befindet sich ein kleiner Wellnessbereich. Eine Sauna und ein Dampfbad. Sowie Massageräume. Das Beauty- und Massageangebot ist ziemlich umfangreich.
Hier drüben befindet sich auch das Sarazenbad. Ein kleines Hamam mit Dampfbad, Peelingzone und warmem Stein in der Mitte des Raums zum Ausruhen. Ich sass ziemlich lange im Dampfbad, da auf dem warmen Stein draussen ein Mann und eine Frau lagen. Ich wartete. Und wartete. Irgendwann verliess ich dann ganz aufgeweicht das Dampfbad UND SIE LAGEN NOCH IMMER DA! Ich glaube sie waren eingeschlafen. Sie lagen beide alle Viere von sich gestreckt QUER über dem Stein. Toll! Ich fragte mich, wie sie wohl reagieren würden, wenn ich mich einfach an sie kuschelte. Oder sie vom Stein stiess.
Ich liess es dann sein, kühlte mich fast im Kaltbecken ab (ich kann das einfach nicht!) und legte mich in den Ruheraum.
PONTRESINA
Pontresina liegt auf 1’805 m.ü.M. (hier weht ein kühleres Lüftchen), ganz in der Nähe der bekannten Piz Balü und Piz Bernina. Mit seinen charmanten, traditionellen Engadiner Häusern ist das Dorf auf jeden Fall mindestens ein Spaziergang wert.
Nach Pontresina kommt ihr mit der Rhätischen Bahn, von Zürich aus schafft ihr das in rund drei Stunden. Und die Fahrt gehört mit seinen Viadukten und der malerischen Umgebung zu einer der schönsten Zugfahrten in der Schweiz, wie ich finde. Oder ihr kommt mit dem Auto, auch die Pässe sind eine Augenweide. Und vielleicht habt ihr ja einen Privatjet. Wer schon nicht. Oder ihr habt ein Air-Taxi-Abo. Da wärt ihr superschnell hier unten. Der Engadin Airport ist um die Ecke und ich schätze mal, gerade im Winter ist dieser hier sehr gut ausgelastet, wenn ich so an die umliegenden, berühmten Dörfchen denke.
Hübsches Detail: Angeblich gehört die Familie Saratz zu den eigentlichen Gründern von Pontresina. Ihre Wurzeln sollen auf die Sarazenen zurück gehen, ein arabisches Volk, das bereits 932 n. Chr. in die Alpen gelangte. Der Ortsname Pontresina ist auf diese Einwanderer zurückzuführen. Die spektakuläre Schlucht, ausserhalb des Hotel Saratz, wird durch eine alte Brücke überwunden, die ursprünglich den Namen „Pontem Sarasinam“, später „Ponte Saracino“, trug, woraus sich im Laufe der Jahrhunderte der heutige romanische Name Puntraschigna, bzw. Pontresina bildete.
AUSFLÜGE
Pontresina ist ideal gelegen für Ausflüge aller Art.
In der Umgebung gibt es 580 km Wanderwege, 400 km Bike Trails, Fahrten mit der Kutsche, Steinbock-Watching im Val Languard, das Bellavista Erlebnisbad, der Nationalpark in Zernez und einer der ältesten Bergsteigerschulen in ganz Graubünden. Um nur ein paar Ausflugsmöglichkeiten zu nennen.
Das Hotel hilft bei der Qual der Wahl gerne weiter. Und wer mindestens zwei Nächte im Hotel weilt, erhält kostenlos eine Bergbahnkarte zur Verfügung gestellt. Ausserdem kann man direkt im Hotel Fahrräder ausleihen. E-Bikes für 25.- pro 1/2 Tag. Mountainbikes (auch für Kinder) und Helme sind kostenlos.
Wir haben uns aufs Velo geschwungen und Pontresinas nähere Umgebung ausgekundschaftet. Hier gibt es auch einen Pumptrack. Eine Mountainbikestrecke, die ermöglicht, dass man ganz ohne Pedaletreten, also nur mit der Kraft des Körpers, die Strecke befahren und so ein besseres Fahrgefühl vermittelt bekommt. Danach ist man fit für die wilden Mountainbikestrecken.
So weit liess ich es aber nicht kommen.
Im Wald von Pontresina (etwa 10 Gehminuten vom Hotel entfernt) befindet sich zudem ein Hochseilgarten. Zwei Pfade dürfen Kinder zwischen 4 und 7 Jahren alleine beklettern. Grössere Kinder klettern die weitern Pfade mit Begleitung oder ab 13 Jahren allein. Bei schlechtem Wetter ist der Hochseilgarten geschlossen.
Wen es rauf in die Berge zieht, der kann zum Beispiel mit der Gondel auf den Diavolezza (3000 m.ü.M.) hoch, den Hausberg von Pontresina. Oder mit der ältesten Bergbahn des ganzen Engadins (110 Jahre alt), 709m steil hinauf, auf den Muottas Muragl (2453 m.ü.M.).
So wie wir.
Von da oben ist der Ausblick herrlich. Und von hier starten auch etliche Wanderwege mit einem Wahnsinnspanorama. Die ganz Fitten unter uns können aber auch hier rauf wandern, oder wieder runter. Ganz ohne Bähnli.
Hier oben befindet sich ein grosses Selbstbedienungsrestaurant, eine eindrucksvolle Terrasse, ein Hotel sowie ein gut bestückter Spielplatz mit wunderbarster Aussicht.
Da will man eigentlich gar nicht mehr runter.
Dieser atemberaubende Blick vom Muottas Muragl hinunter auf die Engadiner Seenplatte ist fast ein bisschen wie Kino.
HEIMWEG
Nach drei Tagen machten wir uns wieder auf ins Unterland. Diesmal über den Albulapass, der im Winter meist geschlossen ist. Jetzt im Sommer aber ist die Fahrt hier durch die reinste Freude. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Und wir dann wieder so „OMG Kinder! Schaut nur wie schön!“ und „Oh! Wir haben die Baumgrenze erreicht!“.
Später dann, als wir schon längst wieder im Tal unten waren und durch einen Tunnel fuhren, meinte die Kleine trocken: „Oh! Schaut! Wir haben die Baumgrenze erreicht!“
Wir so: „Wie? Wir sind in einem Tunnel! Wie kommst du denn DA drauf?“.
Und sie so: „Ja seht ihr hier irgendwelche Bäume?“.
Der Moment, wenn sich das 5-jährige Kind über deine Begeisterung lustig macht.
Hotel Saratz
Via da la Staziun 2
CH – 7504 Pontresina / St.Moritz
Tel. +41 (0)81 839 40 00
Fax +41 (0)81 839 40 40
info@saratz.ch
Wir wurden vom Hotel eingeladen und unser Aufenthalt wurde offeriert. Meine Berichterstattung erfolgt dennoch stets ehrlich und aus meiner ganz persönlichen Sicht. Ausserdem schreibe auch auf meinem Blog ausschliesslich über Dinge, die mir selbst zusagen und streiche heraus, was ich selbst fabelhaft finde.
Gratulation Nadja ! super geschrieben und sehr unterhaltsam und informativ zu lesen !
Inspiriert zum selbst nachschauen und die Annahmlichkeiten dort zu geniessen.
Wenn man etwas übertrieben schön darstellt, gerät man in den Verdacht, eine Auftragsarbeit erstellt zu haben.
Im vorliegenden Fall verkehrt sich die Absicht der Autorin in ihr Gegenteil.
Saratz ist ok. Mehr nicht. (Aber auch nicht weniger.)
Lieber Siggi oder liebe Siggi. Ist es nicht auch einfach Geschmacksache und persönliches Empfinden? Ich fand das Saratz sehr schön, habe die Zeit da sehr genossen, wir hatten ein fabelhaftes Wochenende und genau das wollte ich so weitergeben, als ehrlich gemeinten Tipp. Ich streiche die Sachen hervor, die mir besonders gut gefielen. Was ich nicht mochte, waren die Teppiche im Zimmer, aber mir scheint das hatte ich erwähnt. Das Essen war fabelhaft, das Ambiente auch. Im übrigen habe ich schon Hotels besucht über die ich dann NICHT geschrieben habe, weil ich hier nur über Dinge schreibe, die ich selbst gut finde und ich auch niemanden anschwärzen möchte. Also: Was hier auf meiner Plattform vorkommt, finde ich gut. Finde ich es nicht gut, findet der Deal nicht statt und dies findet dann auch nicht den Weg auf meine Plattform. Ganz einfach. 🙂 Herzlich, Nadja Zimmermann.