Auszeit im Hotel Schweizerhof in Luzern

Top gelegen, direkt am See und mittendrin mit sehr viel Geschichte und einer beeindruckenden Gästeliste.

Ich wusste es nicht, aber die Schweizerhof-Hotels waren scheinbar jeweils die Ersten auf dem Platz und daher sind sie auch fast alle sehr gäbig in Bahnhofsnähe gelegen. Denn als damals der Hotelboom los ging, reisten die meisten Gäste mit der Bahn an.

Speziell das Hotel Schweizerhof in Luzern war aber sogar das allererste all der vielen Schweizerhofe, die es heute in der Schweiz gibt. Und hier in Luzern war es das erste Grand Hotel der Stadt. Es hat sogar seinen eigenen Quaiabschnitt. Es liegt am Schweizerhofquai.

Seit 1845 steht es da.

1859 residierte hier mehrere Monate lang der berühmte Komponist Richard Wagner und vollendete während seines Aufenthalts seine Partitur zur Oper „Tristan und Isolde“. Das steht auf einer goldenen Plakette beim Hoteleingang.

Seit 1861 liegt der Schweizerhof in den Händen der Familie Hauser. Mittlerweile in fünfter Generation. Dass es ein familiengeführter Betrieb ist, mögen die Gäste, sagte man mir. Auch das Personal stammt grösstenteils aus der Umgebung und ist oft immer noch da, wenn die Gäste wiederkommen. Das werde sehr geschätzt.

Es ist ein Fünfsternehaus, das anders ist als andere Fünfsternehäuser. Eins zum Anfassen. Auf Augenhöhe. Unkompliziert und volksnah. Beim jährlichen Luzerner Stadtmarathon werden hier die Startnummern ausgegeben. Luzernerinnen und Luzern treffen sich hier gerne auf einen Kaffee. Jeder zieht an, was er mag. Es gibt keine Etikette. Kein etepetete. Und abends leuchtet das Haus fröhlich und kunterbunt aus seinen Fenstern und verleiht dem Grand Hotel einen poppigen Anstrich. Ein Fünfsternehotel für alle.

Dieses Foto habe ich im Hotel abfotografiert, da ich für eine solche Aufnahme gerade kein Schiff zur Hand hatte. Im Gang neben dem Restaurant befinden sich einige auch historische Bilder (z.B. mit der Kappellbrücke, die früher sehr viel länger war), Vitrinen und Gegenstände zur Geschichte des Hotels Schweizerhof.

Und dann doch. Die Gästeliste macht fast schon feuchte Augen. Hans Christian Andersen, Keanu Reeves, Rick Astley, Kim Wilde, Mick Hucknall, Sinéad O’Connor, Lucio Dalla, Liselotte Pulver, Mark Twain, Kool & The Gang, Van Morrison, B.B. King, Sir Bob Geldof, Nena, Sir Winston Churchill, Neil Armstrong und so viele mehr. Und in diesem Zimmer wo ich jetzt gerade sitze und diese Zeilen schreibe, residierte vor 16 Jahren Claire Blair, die damals mit ihrem Mann Tony das Haus 10 an der Downing Street bewohnte.

Während der Musikfestivals laufen hier die Stars rein und raus. In der Hotellobby sass eben ein ehemaliger Fussball-Natispieler. Und dann ist da noch der imposante Ballsaal von 1865. Da hier alles unter Denkmalschutz steht, ist hier vieles noch so wie damals. Auch der Boden, der schon viele Menschen und Geschichten mitgekriegt hat, wenn Böden Geschichten mitkriegen könnten (so genau wissen wirs ja nicht). Natürlich wurde aber auch renoviert. 2014 die Zimmer. Und Anfang 2024 sind die Bäder dran.

Doch lebt das Hotel nicht nur von der Geschichte von damals. Es schreibt munter weiter Geschichte. Im schönen Ballsall wird jedes Jahr das Retro Festival mit Original Bands der 70er, 80er und neu auch der 90er (die 90er sind ja nun auch Retro, wie isch etwas erschrocken feststellte) veranstaltet. Beim jährlichen Voxpop Festival treten Accapella Bands wie Naturally 7 auf. Und dann sind da all die künftigen musikalischen Gäste des Blue Balls-Nachfolgers Luzern Live, die hier nächtigen. Es lauft öpis. Und man hat ganz offensichtlich auch immer was zum Gucken. Und sei es auch nur die vielen architektur-historischen Details im Haus.

Die fantastische Lage, die Aussicht aus dem Zimmer (wenn man Seesicht bucht), die familiäre Atmosphäre, all dies möchte ich lobend herausstreichen. Die Strasse vor dem Hotel ist verhältnismässig laut, doch die Fenster sind dermassen gut isoliert, dass mit geschlossenen Fenstern im Zimmer absolute Stille herrscht. Als wäre man weit weg irgendwo auf dem Land. Das à la carte-Frühstück gibts den ganzen Tag und – was ich sehr begrüsse – Checkout ist erst um 12 Uhr. Das bringt Ruhe in den Abreisemorgen.

Nachhaltigkeit

Der Schweizerhof Luzern ist Mitglied der Gruppe Responsible Hotels of Switzerland. Als solches, und auch als ISO14001 zertifiziertes Unternehmen sind sie verpflichtet klar definierte Auflagen zu erfüllen, was auch mittels verschiedentlich stattfindenden Audits, also offiziellen Überprüfungen, laufend kontrolliert wird.

Zuzüglich zu diesen Standards bemüht sich das Hotel aber auch im Kleinen jegliche Umweltbelastungen zu minimieren. So setzt sich jede einzelne Abteilung im Hotel (von der Buchhaltung bis zu Küche) jedes Quartal neue Ziele punkto Nachhaltigkeit, die dann im Team motiviert umgesetzt und dokumentiert werden. Da wird beispielsweise der Papierverbrauch bewertet und optimiert. Nach der Renovation der Bäder wird es keine kleinen Duschmittelchen mehr geben (die für besonders viel Abfall sorgen), es wird auf grosse Nachfüllbehälter umgestellt. Und während die Essabfälle in Biogas umgewandelt werden, liegt ein Augenmerk auch immer darauf möglichst wenig FoodWaste zu generieren. Eine Herausforderung ist da immer das Frühstücksbuffet, doch auch hier wird laufend überprüft und angepasst.

Fazit

Die Lage ist phänomenal. Wer ein Zimmer mit Seesicht bucht, wird bei jedem Blick aus dem Fenster aufs Neue belohnt. Die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet und bald strahlen auch die Bäder in frischem, modernen Glanz. Die Kissen sind toll, ein grosses weiches, ein kleines festes, was immer den eigenen Nacken glücklich macht. Beide von hoher Qualität. Die Matratzen sind top. Das Personal ist sehr herzlich und sympathisch. Der familiäre Groove ist spürbar.

Nicht überzeugt hat mich auf verschiedenen Ebenen das Essen im hoteleigenen Restaurant, dieses wies einige Schwachstellen auf. Dies war so auch meine Rückmeldung an die Leitung. Da das Haus jedoch eine offene Feedbackkultur pflegt, innovativ ist und in einem stetigen Weiterentwicklungsprozess steckt, bin ich hier guter Dinge.


Der Aufenthalt erfolgte aufgrund der Zusammenarbeit mit dem Verein Responsible Hotels of the World. Kost und Logis wurden übernommen. Eine dennoch authentische und ehrliche Berichterstattung ist mir ein Anliegen.

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