Auszeit in Genf

Ein Städtetrip in unserem Lande. Kurz und knackig. Mit ideal gelegenem Hotel und hübschen Cafés.

Ich begleitete meine Freundin Steffi von heypretty letztes Wochenende zu einem ihrer vielen Spa Reviews mit dem Zug nach Genf. Aus Versehen im Ruheabteil. In den anderen Abteilen war alles recht voll, so blieb uns irgendwie nichts anderes übrig als drei Stunden schweigend in die Romandie zu fahren. Wir klappten unsere Laptops auf und tuckerten im wilden Neigezug runter, während ich abwechslungsweise tippte, mit etwas flauem Magen an meinem Bananenbrot knabberte und zwischendurch mit dem Selbstauslöser ein Bild im krassen Gegenlicht von uns beiden Reisenden knipste.

Kaum in Genf waren wir dann dafür schnurstracks im Hotel. Das in Art Deco-Stil gehaltene, neu renovierte Hôtel Bristol, lag für einen Städtetrip ideal nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und gleichzeitig direkt neben dem See und damit auch mittendrin. In Gehdistanz zu allem was uns irgendwie wichtig erschien.

Das Hotel

Das elegante Hotel befindet sich am wohlklingenden Square du Mont-Blanc und wurde kürzlich von der Zeitschrift BILANZ in die Rangliste der besten Stadthotels aufgenommen. Nicht nur wegen der schönen Treppe, die man vom 7. Stock aus herunterbewundern kann.

Wir kriegten für unseren Trip ein grosszügiges UNIQUE-Zimmer Deluxe mit Blick auf den grünen, ruhigen Innenhof offeriert, was in Genf eher selten zu finden ist. Wer will, kann auch ein Zimmer mit Blick über den Square du Mont-Blanc und etwas See buchen. Oder sich in der Ladies First Etage (die eigentlich eine Ladies ONLY Etage ist) einquartieren.

An unserem ersten Abend dinierten wir im hoteleigenen Restaurant Côté Square. Uns wurde ein mehrgängiges, kunstvoll-buntes Menü geboten, das aus so vielen Komponenten bestand, dass wir am Ende der jeweiligen Ausführungen nicht mehr wussten, wie das Erklärstück begann. Doch köstlich wars. Jeder einzelne Bissen von einem unserer „Ooohhh..“s begleitet. Und ich träume noch heute vom Zitronenduft des Desserts und des moussartigen Inhalts der pirsichähnlichen Kugel (unten rechts).

Spaziergang durch Genf

Natürlich könnte man in Genf viele spannende und international wichtige Dinge tun und besichtigen, Genf bietet eine Vielzahl an Museen und Theater, im Sommer hübsche Badeplätze oder auch die Möglichkeit von Schifffahrten auf dem schönen Genfersee. Wir beschränkten unser Vorhaben jedoch darauf ziellos durch die Strasse zu ziehen, denn wer ziellos durch die Strassen zieht, taucht tief ein, spürt den Puls einer Stadt (um hier noch etwas Pathos einzuweben). Ausserdem waren wir beide schon einige Male hier und entschlossen uns deshalb die Stadt einfach einzusaugen, so wie sie sich uns gerade präsentierte.

Während Steffi am Samstag in der Früh den Spa testete, im Whirlpool blubberte, das Dampfbad beehrte und durchgeknetet wurde (hier könnt ihr Steffis Bericht über Genf lesen), zog ich nach einem ausgedehnten Frühstück einfach mal los. Der Rhone entlang, über etliche Brücken und durch eine Handvoll Quartiere. Ich lief und lief und lief.

Mitten in der Stadt, bei meinem Streifzug durch das Quartier des Bains und auf dem Weg zurück an den See, wo Steffi auf mich wartete, stiess ich auf diese grosse Kugel aus Edelstahl. Sie stand so da. Und mit der knutschgrünen Wiese, dem blauen Himmel, den Vögeln drumherum. Toll. Und noch keine Ahnung habend, wo ich mich eigentlich exakt befand, stellte ich, als ich mich umdrehte, fest, dass ich genau dort war, wo ich eigentlich hin wollte.

Am Plaine de Plainpalais. Ich war auf dem Weg zum Flohmarkt, welcher direkt am Plaine de Plainpalais liegt, dem grossen roten Platz mit Spielplätzen, Spazierwegen und einer grossen Skateboardanlage, die am Samstagmorgen früh rege genutzt wurde. Hier auf dem Plaine de Plainpalais sass und spielte und spörtelte Genfs Jugend, während auf der Parkbank (frühmorgens !) eine Handvoll Jugendliche sassen und in kuschligen Hoodies musizierten. Ich war gerührt. Ein schönes, friedliches Bild, das sich mir hier auf dem Plaine de Plainpalais bot.

Seit den 70ern findet direkt am Plaine de Plainpalais einer der grössten Flohmärkte der Schweiz statt. Da findet man so ziemlich alles was man suchen könnte. Zeitschriften aus verschiedensten lange vergangenen Jahren, ein Arsenal an Schlümpfen, Kunst und natürlich Kleider und Antikes und vieles für Heim und Haushalt. Flohmi halt. Aber in gross.

Die Cafés

Herumschlendern und Kaffee trinken. Eine Lieblingsbeschäftigung. Im Pâquis-Viertel stiessen wir, als wir wieder zusammentrafen, auf das kleine Café Filomena, welches auch lecker aussehende Avocado-Toasts und Brunches anbietet, wir uns aber erstmal einfach einen Kaffee und einen Chai Latte genehmigten. Hier sind Laptops & Co. am Wochenende nicht erlaubt, was wir sympathisch fanden.

Mitten in der Altstadt erspähten wir später das entzückende Café Pages & Sips. Hier gibts englische Bücher und Kaffee. Was will man mehr? Im Quartier des Bains gibts wiederum Kaffee und Essen im Birdie Food & Café in hellem, schlichten Ambiente und wer sich total gut mit Kaffee auskennt und auch mal kaffeös experimentieren möchte, findet im Utopia Café eine grosse Auswahl spezieller Kaffees, auch zum Kaufen. Das Café ist aber winzig klein, die eine schöne Ecke am Fenster ist wohl meist besetzt, doch dafür gibts eine spannende Auswahl an Backwaren.

Eigentlich wollten wir danach ins Be Kind Café, das klang so nett und wir hatten mittlerweile Hunger, doch hat dieses am Wochenende geschlossen, wäre aber bestimmt einen Besuch wert gewesen. Dafür fanden wir gleich ums Eck The Barista Lab. Ein kleines Pancake-Paradies UND sie hatten Avocado Toasts. Da mussten wir nicht lange fackeln und assen hier glücklich zu Mittag.

Sightseeing Musts

Ja, der Jet d’Eau, um den kommt man nicht drumrum. Wobei, doch, schon. Er läuft nicht rund um die Uhr und so könnte es sein, dass man um den See läuft und ihn gar nie sieht. Wenn der Wind stark weht oder es sehr kalt ist, wird er ausgeschaltet. Von Hand. Denn jeden Morgen (ausser in den Wintermonaten, da läuft er nicht) betätigt ein pensionierter Mitarbeiter der Genfer Elektrizitätswerke den magischen Jet d’Eau-Knopf, worauf er mit beeindruckenden 200 km/h 140 Meter in die Höhe sprudelt. Und das seit 1891. Ursprünglich ja eigentlich als Überdruckventil der Druckwasserleitung eines Kraftwerks konzipiert, aber dann doch hübsch genug um den Jet d’Eau zu behalten und zum Wahrzeichen der Stadt zu krönen.

Um dem Jet d’Eau von der Nähe zu bestaunen, fuhren wir mit dem Wassertaxi quer über den See zum Pâquis-Quartier rüber. Mit der Geneva Transport Card hat man Zugang zu allen öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch zum Wassertaxi. Wer in einem Hotel nächtigt, kriegt die Karte kostenlos.

Die Altstadt von Genf in eine der grössten der Schweiz. Mittendrin befindet sich die Kathedrale St. Peter, deren Türme man besteigen und über die Stadt blicken kann. Was wir allerdings nicht taten, sondern uns für eine andere Variante der Stadtüberblickung entschieden haben (die ich dann bisschen bereute). Wir zogen hier aber erst mal durch die geschmackvollen Concept Stores, die die Genfer Altstadt zu bieten hat. Im Black & Yellow Shop kaufte ich, bei zwar etwas verstimmtem Personal, eine traumhaft schöne Kette, die in der Region hergestellt wurde, und Steffi erstand sich im schönen George eine Wasserkaraffe, wo ich bereue, dass ich sie mir nicht auch schnappte.

Den Blick über die Stadt holten wir uns auf dem Riesenrad im Jardin Anglais direkt am See. Für 7 Franken pro Person fährt man in offenen Gondeln gefühlte 478 Mal rundherum und geniesst einen fantastischen Blick auf Genf. Diese Fahrt war für mich insbesondere deshalb eine sehr besondere, weil es auch meine letzte Riesenradfahrt war. Denn ich fands unten schöner als oben. Das wusste ich beim Besteigen des Riesenrads aber noch nicht und so durfte Steffi, wenn wir oben waren, sich weder bewegen noch atmen und ich war dann froh als die drei Runden um waren. Von unten sieht so ein Riesenrad auch sehr schön aus. Das reicht für mich.

Fazit

Eine kleine Auszeit ist immer was Feines. Und Genf bietet viel mehr als wir in diesen zweiandhalb Tagen (inklusive Schlafen) unternehmen konnten. Die Altstadt hat einige entzückende Ecken und Gässchen, der See ist sowieso immer schön, gegessen haben wir am zweiten Abend richtig gut im indischen Restaurant Kiran und wir haben offensichtlich diese Tage viel Kaffee getrunken. Ausserdem läuft man in Städten immer sehr viel, was gesund ist und auch dabei hilft abends seelig und müde ins Bett zu sinken. Umso besser, wenn das Hotel noch ein Spa hat, was punkto Tiefenentspannung von Vorteil ist. Und wenn das Hotel dann noch so wunderbar zentral liegt wie das Hôtel Bristol, dann stimmt eigentlich alles.


Diese kleine Reise wurde Steffi mit Begleitung für Ihre Spa-Berichterstattung (welche bald folgt) offeriert. Ich war das glückliche Plus eins und wollte euch meine kleine Berichterstattung nicht vorenthalten.

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