Genuss-Wochenende in Murten

Ständig passiert was in diesem kleinen Städtchen. Ich staune immer wieder über den gut gefüllten Veranstaltungskalender. Letztes Wochenende stand die Kulinarik hoch im Kurs.

Bio-Genuss im Stedtli, so der Name. Dieses Jahr schon zum zweiten Mal. Wir hangelten uns hierbei bei einer kulinarischen Entdeckungsreise quer durch Murten. Lokale Spitzenköche bereiteten an verschiedenen Ständen in der Stadt verteilt frische Gerichte zu.

Mit Weinglas und Besteck durch die Stadt

Für CHF 95.- pro Ticket kriegte man ein Täschchen (die Pochettes) mit Plan, einem Weinglas und Besteck und dann gings los. Auf einen Mehrgänger mit Weinbegleitung. Immer schön in Bewegung.

Den Start machte die Muratum Bar & Lounge (hab ich letzten Sommer für mich entdeckt, sehr tolle Bar!) mit einem fruchtigen Bio-Vodka Cocktail (ich muss auch sagen: sie hatten den am schönsten dekorieren Stand von allen), um sich gleich mit dem daneben angebotenen Amuse Bouche des Restaurants zum Kantonsschild (Gemüse-Linsen-Buchweizen-Käse Tartelette mit einem Zitronen-Hummus) auf die kommenden köstlichen Stunden einzustimmen.

Daraufhin folgten wir brav den Schildern und landeten nach wenigen Schritten im ruhigen Innenhof bei der Stadtmauer. Das Restaurant Ringmauer bot dort als erste Vorspeise ein Bio-Süsskartoffeln-Kichererbsencurry mit Reis aus dem Vully an. Daneben gabs Süsskartoffelbier oder Wein dazu.

Nach einem kurzen Spaziergang dem alten Gemäuer entlang, nahmen wir die zweite Vorspeise zu uns: Eine Ratatouille-Suppe mit einem Basilikum-Knoblauchknusper des La Ferme 1794, Bistro und Hofladen.

Ein 8-Gänger in entspannter Marktatmosphäre

Und so liefen wir weiter, mit so manch anderen sehr entspannten Menschen, alle ihr Täschchen um den Hals und das Weinglas in der Hand. Auf dem idyllischen Plätzchen oberhalb des Museums, mit schönster Sicht auf den See, waren gleich mehrere Stände und Tische aufgebaut. Es wirkte als Zentrum des Geschehens. Begleitet zu Livemusik holten wir uns hier die beiden Hauptspeisen und auch immer den passenden Wein dazu. Michel Hojac, der Küchenchef des La Pinte du Vieux Manoir, ihn kannte ich schon von unserem Besuchswochenende im Bahnwärterhäuschen, bereitete dort gerösteten Blumenkohl mit Frischkäse-Haselnuss-Espuma und Pomelo zu.

Gleich gegenüber bot das Team von Reetz Food Consulting die zweite Hauptspeise zu. Geschmortes Ragout vom Bio-Rind mit gebratener Polenta, knusprigem Petersiliencrumble und Kräuterespuma. Da liess es sich dann auch, dank der kuschligen Decken, ganz gut eine Weile verweilen, bis wir dann zum nächsten Punkt spazierten. Zu einer Weindegustation von Vully Vins im Weinkeller des Murtenhof und Krone. Dort wärmten wir uns dann auch auf, denn es war etwas kühl geworden.

Auf dem Weg zum Käsestand der Käserei Schafer mit Bio-Käse vom Mont Vully und Fribourger Vacherin kamen wir vorher an einem putzigen Limoncello Stand vorbei. Eine süsse Idee. An der mit vielen Törchen versehenen Limoncello Wand hing ein Glöcken. Wer einmal bimmelte, warte kurz und kriegte dann durch eines dieser vielen Törchen ein Glas Limoncello zugestreckt. Mittlerweile regnete es, aber die fröhliche Stimmung und das Gelächter rundherum machte das wieder wett.

Schliesslich begaben wir uns zum Schlusspunkt. Zu einem Birnenkompott mit Caramel der Confiserie Monnier, und wärmendem Tee und Kaffee. Und als Goodiebag durfte man sich am Gemüse-Marktplatz saisonales Gemüse zum Heimnehmen aussuchen. Wir haben den ganzen Abend so viel und gut gegessen, dass ich sogar auf mein obligates Murtener gelato der Gelateria Emilia verzichtet habe – und ich bin da auch schon mal nach dem Abendessen kurz vor Ladenschluss panisch hingerannt. Diesmal hätte ich das aber mit so vollem Bauch gar nicht geschafft, oder ich wäre das steile Stück zum See (wo sich die Gelateria befindet) einfach runtergepurzelt.

Nachhaltigkeitspunkte

Bei der ganzen Veranstaltung wurde auf einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen und umweltfreundlichen Materialien gelegt. Geschirr und Täschchen waren beide aus kompostierbarem Material und das Essen aus vorwiegend biologischem Anbau aus dem Seeland, begleitet von Bio-Weinen aus der Region. Sie sind mir ohnehin schon alle sehr sympathisch da, aber dafür, dass sie daran denken, mag ich sie gleich nochmal ein Stück mehr.

Eine Runde um den Murtensee

Nach einem tiefen Schlaf in den wirklich sehr bequemen Betten des Hotel Adler (man will eigentlich gar nicht mehr aufstehen), schauten wir kurz in der sehr gut sortierten Altstadtbuchhandlung vorbei, die übrigens übermorgen im Restaurant Chésery einen Bücherabend veranstaltet (und ich bisschen traurig bin, dass ich selbst nicht dort sein werde), vorbei, assen ein kleines Frühstück in der neuen Eintracht (die ich sehr empfehlen kann, ganz unkompliziert, schlicht, frisch und saisonal und erschwinglich) und holten uns dann am Bahnhof Murten zwei Miet-Fahrräder (froh, dass es trotz schlechter Wettervorhersage dann doch nicht regnete).

Wir hatten um halb elf ein Date auf dem Guillod-Weingut in Praz-Vully. Also auf der anderen Seeseite. Cédric Guillod führte uns bisschen rum, erklärte uns warum nicht selten Rosenträucher neben Reben stehen (es gibt da zwei Theorien, einerseits weil sie die gleichen Krankheitsanfälligkeiten haben wie Reben, das hiess dann: Rosen krank = Trauben spritzen, anderseits aber wohl auch wegen der Pferde früher, damit sie nicht zu nah an die Reben kamen und sie anrempelten).

Wir erfuhren, dass hier um Vully schon seit dem Jahr 900 Weinreben angepflanzt wurden (die Römer warens) und vermutlich gar schon früher (da warens die Kelten) und dass die 24 Familien die hier von den Reben, der Produktion und dem Weinverkauft leben, ganz schön viel zu tun haben. Weingüter besuchen, Weine degustieren und direkt vom Gut Weine kaufen, ist eine schöne Sache. Aus erlebnistechnischer Sicht, aber auch um die hartarbeitenden Familien zu unterstützten.

Wir durften dann noch etwas Wein probieren und fuhren dann weiter nach Salavaux. Das idyllische Château Salavaux sieht sehr nach Hochzeitslocation aus, liegt inmitten der Weinberge des Vully, bietet 17 Zimmer und hervorragendes Essen an. Ich bestellte eine köstliche Kürbiscremesuppe, liebäugelte aber dann trotzdem mit der Pilzpfanne meines Gegenübers – aber das ist bei mir immer so. Doch man soll ja schliesslich auch über den eigenen Tellerrand schauen, heissts immer.

Der Murtensee und so eine Art Fazit

Die Stammleserschaft dieser Plattform weiss, ich bin sehr verliebt in Murten und den Murtensee. Es kommt mir vor, als kannten wir uns schon immer, vermutlich war ich eine der Römerinnen, die hier die ersten Reben anpflanzte und vermutlich hatte ich auch die Idee mit dem Rosenstrauch. Weil ich eine ganz gewiefte, weinliebhabende Römerin war. In tollen Sandalen und weichfallenden Gewändern in vielen frischen Farben und locker hochgestecktem, lockigem Haar. Und zu allen total nett. Das Dorf liebte mich. Vermutlich hatte man auch einen Brunnen nach mir benannt, neben meinem Namen ich in meiner Toga eingraviert, stolz lächelnd, aber den Brunnen hat man noch nicht gefunden, er wurde irgendwann verschüttet, der liegt sicher noch tief unter der Erde. Erst in ein paar Jahren, bei dessen Entdeckung, täte man dann die Verbindung zu mir herstellen. Noch weiss das alles niemand.

Aber was ich sicher weiss: Es ist in diesem Leben erst drei Jahre her, seit meiner kleinen Entdeckungsreise dieser Gegend. Seither komme ich jedes Jahr mehrere Male her. Oft einfach so. Weil es hier so schön ruhig, entspannt und unaufgeregt ist. Und damit meine ich die Stimmung generell. Nicht das Programm. Denn dieses ist immer wieder vollgepackt mit vielen schönen Sachen und es lohnt sich da mal reinzuschauen, sich ein Zimmer zu buchen und mal 2-3 Tage herzukommen und hier einfach ein bisschen zu sein.


Für das Genuss-Wochenende wurden wir von Jura-Drei-Seen-Land Tourismus eingeladen. Und es ist mir immer wieder eine Freude. Meine Begeisterung ist sowas von echt.

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