Warum Vevey eine Reise wert ist
Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt so nah. Und ist einfach herrlich. Meine 2 Tage in Vevey und warum Vevey UNBEDINGT eine Reise wert ist.
Vevey – Die kleine Perle am Lac Léman
Mit rund 20’000 Einwohnern gehört Vevey zu den grössten Gemeinden des Kantons Waadt. Es ist die palmengesäumte und mit vielen Blumen bestückte Seepromenade mit Blick auf die Alpen, das milde Klima, all die Weinberge drumherum, die entspannte Atmosphäre und die altehrwürdigen Dampfschiffe, die das Städtchen so charmant machen.
Im See ragt stolz die Gabel des Ernährungsmuseums Alimentarium – mehr dazu weiter unten – als Wahrzeichen von Vevey. Davor (auf dem Bild zum Glück nicht zu erkennen) stehen sich zig Touristen auf den Füssen rum, um ein Foto davon zu knipsen. Ja, auch ich war eine davon. Aber ist ja auch wirklich ein lustiges Bild, diese Gabel im See. – Aber nicht nur deshalb ist Vevey eine Reise wert.
In den hübschen Gassen von Vevey, welche sich nur wenige Schritte vom See entfernt befinden, tummeln sich viele kleine, spezielle Läden, Restaurants und Cafés. Vevey mag vielleicht keine aussergewöhnliche Shoppingdestination sein, aber ein äusserst angenehmer und unaufgeregter Ort zum Verweilen, Glace essen, Teeli trinken und zur Ruhe zu kommen. Was ich ohnehin alles lieber mache als shoppen.
Und dann ist Vevey eben auch die Wahlheimat des grossen, britischen Ausnahmekünstlers Charlie Chaplin.
Während der McCarthy-Ära, welche nach dem US-Senator Joseph McCarthy benannt ist, der sich durch seine Verfolgung von echten und vermeintlichen Kommunisten einen Namen machte, wurde Charlin Chaplin die Rückreise in die USA verwehrt. Man warf ihm angebliche Nähe zum Kommunismus vor. Das war 1952, und er war gerade ausserhalb der USA, auf Europatournee seines Films „Rampenlicht“. So liess er sich als Weltbürger – als welcher er sich gern bezeichnete – mit seiner Frau und den Kindern in Vevey nieder, wo nochmal vier seiner Kinder auf die Welt kamen.
Hier bewohnte die Grossfamilie – Charlie Chaplin und seine Frau Oona hatten 8 Kinder – ein umwerfend schönes Herrschaftshaus im neoklassizischten Stil aus dem Jahre 1840. Mitten in einem beeindruckenden, 14 Hektar grossen Park mit jahrhundertealten Bäumen, die man allesamt umarmen möchte. Die Kinder gingen alle in die öffentliche Schule von Vevey und alle acht wurden später Künstler.
Seine letzten 25 Lebensjahre verbrachte Charlie Chaplin in Vevey. Er starb 1977.
In Vevey wurde Chaplin dann auch begraben. Doch wenige Monate nach seinem Tod, im März 1978, wurde der Sarg ausgebuddelt und gestohlen. Daraufhin wurde von der Familie ein Lösegeld erpresst, der Anwalt gab vor die Summe zu bezahlen, arbeitete aber mit der Polizei zusammen, worauf der Erpresser gefasst, der Sarg zurück gebracht und anschliessend auf dem Friedhof – sicher ist sicher – einbetoniert wurde.
Chaplin’s World in Corsier-sur-Vevey – Das Museum
Die Idee zum Museum entstand im Jahr 2000. – 16 Jahre später wurde es auf dem Anwesen der Familie Chaplin eröffnet. Eins vorneweg: Es ist wundervoll! Ich kann mir vorstellen, dass selbst wer sich gar nicht so sehr für den Komiker interessiert, da vielleicht noch zu jung oder einfach alles zu lange her ist und schwarzweiss und Stummfilm, sich von der Magie des heutigen Museums dennoch verzaubern lassen wird.
Es ist ein Museum zum Anfassen. Keine „Nicht Berühren“-Schilder, keine Kordeln. Man darf sich überall hinsetzen, alles genau betrachten, sich rein fühlen, sich von alten Filmausschnitten fesseln lassen und mit den zahlreichen Wachsfiguren posieren und fleissig Fotos machen. Auffallend ist die Liebe zu den Details, die zahlreich zusammengetragenen persönlichen Informationen, das ganz besondere Ambiente.
Das Museum besteht aus drei Elementen. Dem Privathaus, durch dessen Räume man schlendern kann, dem imposanten Park, durch den man unbedingt spazieren sollte und das Studio, mein persönliches Highlight.
Nach einem kurzen Film über Chaplin’s Werk, lassen sich dort die Filmsets seiner berühmtesten Filme genaustens inspizieren. Und auch hier sticht einem die liebevolle Machart ins Auge. Der Sinn für die Details.
Auch hier lässt es sich lange verweilen, zugucken, anfassen. Man kann sich mit und als Charlie Chaplin fotografieren lassen oder sich in eine Filmszene schleichen. Einfach herrlich! Ich bin noch immer ganz hingerissen.
Museumshops, ein Café und das Restaurant „The Tramp“ (seine Paraderolle) runden das reizende Angebot ab.
Chaplin’s World hat das ganze Jahr geöffnet. Erwachsene zahlen CHF 25.-, Jugendliche CHF 18.- und Kinder bis 6 Jahre sind kostenlos.
Mehr Infos gibts auf der Website von Chaplin’s World.
Hotel Modern Times, Vevey – Das Charlie Chaplin Hotel
Nahe der Autobahnausfahrt (mit sehr gut isolierten Fenstern), aber auch nahe eines Bahnhofs (mit öffentlichen Verkehrsmitteln somit einfach zu erreichen), liegt das einzige Charlie Chaplin Hotel der Welt. Es trägt den Namen seines 1936 erschienenen Films, welcher die Problematik der Industrialisierung thematisierte. Chaplin spielt im Film einen Fliessbandarbeiter, der durch die monotone Arbeit seinen Verstand verliert.
Der Filmtitel passt aber auch zum schlichten, modernen und gemütlichen Intérieur des 4-Sterne-Hotels. An jeder Ecke erinnern Kleinigkeiten, teils auch Originalbilder aus der Familiensammlung, an den grossen Künstler. Und auf Grossbildschirmen kann man sich bei einem Kaffee die Stummfilme ansehen.
Das Hotel verfügt über ein Grillrestaurant, einen einladenden Garten mit Teich, ein kleines Fitnesscenter, einen separaten Gourmettisch für 15 Personen, einige Sitzungszimmer (es ist auch ein Businesshotel) und einen grossen Parkplatz sowie eine Tiefgarage.
Was ich besonders sympathisch finde: Das Modern Times Hotel ist ein nachhaltiges und energiesparendes Minergie-Gebäude. Energie und warmes Wasser werden aus Solarpanelen auf dem Dach bezogen und das Hotel bietet mehrere Aufladestationen für Elektroautos.
Hübsch finde ich auch die im ganzen Hotel aufgehängten Chaplin-Bilder und die Bildbände, in denen man sich locker eine Weile verlieren kann.
Die in dezenten Farben gehaltenen, geschmackvollen und grosszügigen Zimmer mit den sehr bequemen Betten (!), sind mit Vitra-Möbeln ausgestattet, welche zur Zeit von Chaplins Karrierehöhepunkt produziert wurden. Auch im Zimmer lag ein wunderschöner Bildband über das Wirken des grossen Komikers. Dieser zog mich lange in seinen Bann. Ich blätterte bis spätnachts darin.
Sehr hübsch fand ich auch die eigens für das Hotel hergestellten Produkte im Badezimmer.
Und natürlich habe ich mir in Chaplin’s World auch die passende Bettlektüre besorgt. Wer wie ich ein Hang zu Biographien hat, wird mit Freude in sein Leben eintauchen.
Ein Doppelzimmer ist ab CHF 200 zu haben. Je nach Saison. Es gibt Einzel- und Doppelzimmer, Studios für mehrere Personen und auch praktische Familienzimmer.
Mehr Infos zum Hotel gibt es hier: Website Hotel Modern Times, Vevey
Hotel Le Mirador, Vevey – Eleganz mit Aussicht
Wer seinem Aufenthalt in Vevey eine Prise Noblesse und Apartheit beifügen möchte, checkt im Le Mirador hoch über dem Lac Léman ein. Die Aussicht verschlägt einem die Sprache. Selbst meiner eloquenten, beängstigend schlagfertigen und lieben Freundin Steffi Hidber, Betreiberin des lustigsten und charmantesten Beautyblogs der Welt: heypretty.ch. Es war ein Ausflug zu Zweit.
Während sie aufopfernd das Givenchy Spa-Angebot testete, legte ich mich lesend auf die Terrasse, schwamm in Gedanken ein paar Längen im Indoorpool und begab mich dann ins gut ausgestattete Fitnesscenter, welches auch diverse Sportklassen anbietet. Auch ein Hammam, ein Jacuzzi und eine Sauna stehen zur Verfügung. Und sogar Tennisplätze.
Dinniert haben wir anschliessend im hauseigenen japanischen Restaurant HINATA. Hervorheben möchte ich hierbei die ausserodentlich sympathische und aufmerksame Bedienung, sowie das wirklich hervorragende japanische Menü. Auf Steffis kulinarische Einschränkung bezüglich Zöliakie wurde ausserdem ohne mit der Wimper zu zucken gewissenhaft Rücksicht genommen.
Doppelzimmer sind ab etwa CHF 320 erhätlich (je nach Saison).
Hier gibt es mehr Informationen zum Hotel: Website Hotel Le Mirador, Vevey
Weitere Sehenswürdigkeiten in und um Vevey
Und wenn man schon mal in der Gegend ist, dann kann man auch noch bei folgenden Sehenswürdigkeiten vorbeischauen.
Schloss Chillon
In der Schule hatte ich einen Schloss Chillon-Bastelbogen. Seither habe ich das schöne Schloss auf dem See in mein Herz geschlossen. Von Vevey kann man über Montreux bis zum Schloss Chillon der Seepromenade entlang laufen. Schon der Weg ist ein Erlebnis. Das Schloss selbst steht auf einem Felsen, der, wie Ausgrabungen beweisen, bereits während der Bronzezeit bewohnt war. Im Schloss werden aber vorallem die drei Hauptperioden der Geschichte des Schlosses aufgezeigt: Das Savoyer-, Berner- und das Waadtländer Zeitalter. Mit vielen Führungen und Veranstaltungen. Und auch Kinderprogrammen. Das Schloss ist das ganze Jahr geöffnet und liegt neben einem kleinen Badestrand.
Mehr Informationen zum Schloss Chillon
Alimentarium
Das Alimentarium gehört zwar Nestlé, dessen Hauptsitz mitten in Vevey thront, hat mit der Firmengeschichte- und philosophie allerdings nicht allzuviel zu tun, sondern widmet sich der Ernährungsgeschichte der Menschheit. Was doch sehr interessant ist. Mit regelmässigen Workshops, Führungen und Veranstaltungen. Deshalb auch die Gabel im See.
Mehr Informationen zum Alimentarium
Super Reportage! Ich glaubte, Vevey einigermassen zu kennen, du hast mir aber noch viele nouveautès gezeigt!
Liebe Grüsse Rosmarie
Dankeschön, liebe Rosmarie. Dann musst du da unbedingt bald wieder hin. Und UNBEDINGT bei Chaplin’s World vorbei schauen! Herzlich, Nadja.
Yay… tolles Feature (sagt deine «beängstigend schlagfertige» Freundin, höhö). Ich freue ich schon auf die nächste Reise!
Ich mich auch! 🙂
Danke für den tollen Blog. So kenne ich Vevey, genau so wie beschrieben. Ausser die Hotels, in den beiden Hotels waf ich noch nie, da wir nur knapp 30 Min Autobahnfahrt haben bis Vevey…immer und zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Das Städtchen ist jederzeit so wies beschrieben wurde, nie überlaufen. J’aime Vevey ?. Liebe Grüsse Jacqueline
Ich bin wirklich sehr begeistert! Du Glückliche, du wohnst so nah!! 🙂 Ich freue mich sehr, dass ich Vevey auch für einen Beinah-Local passend beschreiben konnte. Ganz herzlich, Nadja.